Flatternde Vögel, die erst harmlos-possierlich wirken, bevor sie zum Angriff ansetzen ... Wer erinnert sich nicht an Alfred Hitchcocks Meisterwerk Die Vögel? Der noch immer beeindruckende Film zeigt die ambivalente Faszination, die von den gefiederten Tieren ausgeht: Sie erscheinen uns vertraut und geheimnisvoll, zahm und wild, schön und unheimlich. Ob in Film, Musik, Literatur, Malerei, Grafik oder Fotografie – Vögel spielen in den Künsten eine wohl größere Rolle als alle anderen Tiere. Ihre Fähigkeit zu fliegen, ruft Bewunderung und Sehnsucht hervor. Indem sie spielend lange Strecken überwinden, entziehen sie sich der menschlichen Beobachtung und führen ein geheimnisvolles Doppelleben auf verschiedenen Kontinenten. Auch ihr akustisches Potential – vom Gesang bis zur Sprachimitation – ist beeindruckend.

Der Spannbreite der Begegnungen zwischen Vogel und Mensch widmet sich die Ausstellung GEZWITSCHER. Sie zeigt künstlerische Perspektiven aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Video, Musik und Performance in Werken, die über eine naturalistische Darstellung der Tiere weit hinausgehen. Es geht um den menschlichen Traum vom Fliegen, die Kommunikation zwischen Mensch und Tier, die Bedrohung von Vögeln durch den Menschen, um Vogelgesang, hybride Wesen und ausgestorbene Arten.

Zu sehen sind Werke von 23 namhaften Künstler*innen aus Deutschland, der Tschechischen Republik, Israel, Italien, Österreich, Polen, der Schweiz und den USA. Neben monumentalen Vogelskulpturen aus Recyclingmaterialien des Leipziger Künstlers Matthias Garff stehen die ephemeren Arbeiten des Berliner Ornithologie-begeisterten Künstlers Wolfgang Müller, der sich mit bereits ausgestorbenen Vögeln auseinandersetzte. Vor allem Videoarbeiten sind vom Gesang der Vögel inspiriert, so Annika Kahrs Playing to the Birds oder das Waldkonzert In the Gale (Komposition: Anna Clyne), das der amerikanische Cellist Yo-Yo Ma unter Begleitung natürlicher Vogelstimmen spielte.

Zu den bereits historischen Werken gehört die Klanginstallation Tree von Marina Abramovic, die erstmals 1972 in Belgrad gezeigt wurde, und nun nach den Instruktionen der Künstlerin erneut vor der Kunsthalle Wilhelmshaven zu hören ist. 

Ein besonderer Fokus liegt auf der Kommunikation zwischen Tier und Mensch, aber auch der Traum vom Fliegen spielt eine Rolle – so in den Werken von Gino de Dominicis, Karel Miler und Eva Kotátková, die mit Flying Machine No. 2 ein Kostüm zum Fliegen vorschlägt.

Gesellschaftliche und politische Umbrüche reflektiert die amerikanische Künstlerin Ida Applebroog mit ihren großformatigen Vogelporträts, die lebendige ebenso wie tote Vögel zeigen. 

 Die Ausstellung wird im Frühjahr 2024 im Dum umení [Haus der Kunst], Ústí nad Labem (CZ), gezeigt.Ein Ausstellungskatalog erscheint im Laufe des Jahres.

Künstler*innen: Marina Abramovic | Ida Applebroog | Peter Bartoš | Anna Clyne & Yo-Yo Ma | Mark Dion | Gino de Dominicis | Valie Export | Matthias Garff | Annika Kahrs | Olga Karlíková | Eva Kotátková | Jochen Lempert | Diana Lelonek | Via Lewandowsky | Ana Mendieta | Karel Miler | Jan Mlcoch | Wolfgang Müller | Yoko Ono | Jan Ságl | Yehudit Sasportas | Julia Steiner