Rudolf Wachter hat mit seinem OEuvre maßgeblich zur Erneuerung der deutschen Holzbildhauerei im 20. Jahrhundert beigetragen. Stets begriff er das Holz als einen lebendigen Werkstoff, mit dem er in einen intensiven Dialog trat. So lautete auch sein Credo: „Ich arbeite mit dem Holz und das Holz arbeitet mit mir.“
Der Schnitt mit der Kettensäge bis ins Zentrum des zumeist frisch gefällten, noch feuchten Baumstamms war seit den 1970er Jahren Ausgangspunkt seines Schaffens. Durch diesen Kern- oder Schwundschnitt des Bildhauers ins Herz des Stammes entwickelt das bearbeitete Holz seine formgebenden Kräfte. In unterschiedlichen Werkgruppen untersuchte Rudolf Wachter die naürliche Morphologie des Holzes. Auf diese Weise gelang es ihm, Skulpturen zwischen organisch gewachsener und künstlerisch bearbeiteter Form entstehen zu lassen. Sein umfangreiches Werk ist bis heute eine besondere Symbiose aus Kunst und Natur, die gerade im Museum Lothar Fischer mit den Ausblicken in den Stadtpark gut spürund erkennbar wird.
Anlass der Sonderausstellung, die neben großen Bodenarbeiten und Wandreliefs aus Holz auch drei Bronzeunikate und ausgewählte Zeichnungen präsentiert, ist der 100. Geburtstag des Künstlers. 1923 in Bernried/Bodenseekreis geboren, machte Rudolf Wachter zunächst in der elterlichen Schreinerei eine Lehre. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Russland wurde er schwer verletzt und verlor ein Bein. 1946 begann er eine Ausbildung als Holzschnitzer in Oberammergau, der sich ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, zuletzt als Meisterschüler bei Josef Henselmann, anschloss. Nach Auslandsaufenthalten in Griechenland und den USA lebte er mit seiner Frau Ulla Wachter und den fünf Kindern in München, wo er 2011 starb.
Rudolf Wachter war unter anderem Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste, München, ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München, sowie Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Für Lothar Fischer, der zeitlebens mit Rudolf Wachter befreundet war, hat der Kollege “ein imposantes Werk geschaffen, kraftvoll und lebendig! Es ist großartig, wie er aus dem bildhauerischen Prozess heraus seine lapidaren Formen entwickelt. Er ist für mich ein ‚minimalistischer‘ Bildhauer im besten Sinne.“
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