Die Ausstellungsreihe „Archives in Residence" in der Archiv Galerie des Haus der Kunst rückt autonome Archive als alternative Orte der Wissensproduktion in den Fokus. 2023 wird die Reihe mit Zeugnissen des subkulturellen Aufbruchs und antiautoritärer Protestbewegungen fortgesetzt.

Trikont war der erste autonome Verlag der Bundesrepublik. 1967 in Köln gegründet und seit 1968 in München aktiv, öffnete sich Trikont alternativen Sichtweisen und motivierte neue soziale und ökologische Bewegungen. Nicht zufällig benannte sich Trikont nach der Trikontinentalen Konferenz, auf der 1966 in Havanna Strategien gegen die Benachteiligung der sogenannten „Dritten Welt" entwickelt wurden. Zu den ersten und erfolgreichsten Büchern gehörten die „Mao Bibel" und Che Guevaras „Bolivianisches Tagebuch", das elf Auflagen erlebte. Im Trikont Verlag erschienen deutschsprachige Publikationen und Übersetzungen zur europäischen und regionalen Arbeiterbewegung, zu Dekolonialisierung und Antifaschismus, zu alternativen Lebensformen und radikalen Gesellschaftsveränderungen. Zudem war Trikont Ausgangspunkt des Verlags „Frauenoffensive", des ersten autonomen feministischen Verlags in der BRD.

Schon früh entdeckte Trikont die verbindende Kraft der Musik. 1972 wurde mit Trikont - Unsere Stimme mit der Produktion von Schalplatten begonnen, woraus der Trikont Musikverlag, das älteste deutsche Independent Label, entstand. Die ersten Schallplatten waren „Arbeitersache München - Wir befreien uns selbst" mit Protest-liedern, die Arbeiter*innen aus ihren Heimatländer mitgebracht hatten, und „Keine Macht für Niemand", das wohl bekannteste Album von Ton Steine Scherben. 1980 trennten sich Buchverlag und Plattenlabel. Nachdem 1986 der Buchverlag Konkurs angemeldet hatte, baute die ehemalige Lektorin Christine Dombrowsky aus den verbliebenen Publikationen und Materialien das Archiv 451 auf (der Name ist eine Anspielung auf den Truffaut Film „Fahrenheit 451"). 2010, kurz vor ihrem Tod, übergab sie ihr Archiv an das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung.

Die Ausstellung versammelt Dokumente aus dem Archiv 451 und dem Archivbestand von Trikot - Unsere Stimme. Einen Schwerpunkt bilden die Verlags-publikationen und Schallplatten sowie Plakate, Fotografien und Filmmaterial. Die Ausstellung ist vielstimmig angelegt. Neben Musikstücken sind O-Töne von Akteur*innen, Wegbegleiter*innen und Künstler*innen von Trikont zu hören. Ihre Erinnerungen und Kommentare werden räumlich und inhaltlich mit den Exponaten zusammengeführt und verbinden sich zum Soundtrack der Trikont Geschichten.

Mit Dank an das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. und Trikont -
Unsere Stimme Verlags GmbH. Kuratiert von Sabine Brantl.


Öffnungszeiten:
Montag: 10:00 - 20:00 Uhr
Mittwoch: 10:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 22:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 20:00 Uhr
Dienstag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: hausderkunst.de

Rudi Dutschke Plakat von Thomas Bayrle, o.J. Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. Archiv 451
30.06.2023 - 18.02.2024

Archiv 451. Trikont Verlag

Haus der Kunst

Prinzregentenstrasse 1
80538 München