SAMSTAGMITTAG, 12 UHR ist eine filmisch-performative Auseinandersetzung mit den Tagebüchern der in Auschwitz ermordeten Amsterdamer Jüdin Etty Hillesum auf der Grundlage einer für den Film bearbeiteten Textauswahl.  Der Film folgt der Chronologie der Tagebücher, die mit der Beschreibung eines Verliebtseins beginnen und mit dem Abtransport nach Auschwitz enden. Vor dem Hintergrund des sich verdichtenden Wissens um die systematische Vernichtung der Jüdinnen und Juden sowie um ihre eigene Vernichtung beschreibt Etty Hillesum die letzten drei Jahre ihres Lebens voller Entwicklungs- und Verwandlungsprozesse: ihre tägliche „Arbeit an sich selbst“, ihre Hinwendung zum Inneren und Göttlichen, ihre Auseinandersetzung mit Leid und Tod, aber auch dem Vorwurf, zu passiv ihrem eigenen Schicksal gegenüberzustehen. Gerade in ihren letzten Aufzeichnungen beschreibt sie in eindringlicher Weise das Festhalten an ihrem inneren Schutz- und Freiraum, der in absolutem Gegensatz zu unvorstellbarem Leid und beispielloser Vernichtung steht.

Der Film wagt einen Grenzgang zwischen den unauflöslichen Spannungsfeldern von subjektiver Annäherung und dramaturgisch-medialer Gestaltung einerseits und der Autonomie des Textes und Kontextes auf der anderen Seite. Dieser Grenzgang spiegelt sich in der filmischen Inszenierung wie in der Rolle Martina Gedecks. Dokumentarisch-performative Prozesse (des Vor-Lesens) sowie filmische und darstellerische Interpretationen (des Textes) erzeugen in ihrer Gleichzeitigkeit und Wechselseitigkeit eine fragile Erzählstruktur: die verkörpernd zur Sprache bringt, die Empfindungen von Berührung und Gegenüber ermöglicht, aber auch Distanz wahrt.

Samstagmittag, 12 Uhr ist die Zeitangabe des ersten Zitats Etty Hillesums im Film.