Im Rahmen des experimentellen und kommunikativen Ausstellungsformats Stille Post werden die Rollen und Funktionen des Gastgebens und Zu-Gast-Seins fluide. In Anlehnung an das titelgebende Kinderspiel, bei dem Informationen flüsternd weitergegeben werden, wählen die ausstellenden Künstler*innen die jeweils folgende Person selbst aus. Stille Post ist ein prozessorientiertes Projekt, mit dem das Kunsthaus einen Teil der kuratorischen Verantwortung an die Kunstschaffenden selbst überträgt, um so alternative institutionelle Zugänge zu ermöglichen und lokal situierte Netzwerkstrukturen inhaltlicher und persönlicher Art sichtbar zu machen.

Als dritter Künstler der Reihe präsentiert Altay Tuz – eingeladen von Fritz Lehmann – seine großformatige Fotografie Untitled (Waiting Room). Seine Praxis setzt sich mit Räumen als soziale und kulturelle Bedeutungsträger auseinander. Die hier gezeigte Arbeit bildet einen Ledersessel im Wartezimmer einer Hamburger Arztpraxis ab. Sie ist Teil einer Serie, die sich mit verschiedenen Orten des Wartens beschäftigt – ein Schwellenzustand, in dem das Versprechen auf Veränderung mit Stillstand Hand in Hand geht. Neben der Materialästhetik dieser Orte interessiert Tuz die Praxis des Wartens sowohl als universelle menschliche Erfahrung als auch in Bezug auf seine eigene Lebensrealität als Künstler und Nicht-EU-Bürger in Deutschland.