Als Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar eröffnet, fasst er seine programmatischen Ziele so zusammen: „Keine Unterschiede zwischen dem schönen und starken Geschlecht. Absolute Gleichberechtigung“. Hungrig nach kreativer Tätigkeit schreiben sich überraschenderweise mehr Frauen als Männer ein. Bekannt werden allerdings nur die wenigsten. Neue künstlerische Möglichkeiten gehören ebenso wie alte gesellschaftliche Vorurteile zu dieser besonderen Umbruchszeit. Den Frauen wird viel Kraft abverlangt beim Kampf um Akzeptanz und Respekt im männlich dominierten Kunstbetrieb. Dieses weibliche Ringen um die Selbständigkeit als Frau und als Künstlerin dokumentiert nun die neue Sonderausstellung „Tonangebend“ ab Samstag, den 4. Februar im Keramikmuseum Staufen.

Schon seit der Zeit des Jugendstils betätigen sich Frauen an der Töpferscheibe und unterhalten eigene Werkstätten. In der Weimarer Republik kommt eine neue entscheidende Komponente dazu: Frauen übernehmen als Leiterinnen keramische Abteilungen und prägen mit ihrer umfangreichen künstlerischen Tätigkeit die Ausrichtung ganzer Keramikbetriebe. Neu ist auch, dass Frauen Unternehmerinnen werden und keramische Manufakturen gründen, mit denen sie sich gegen alle Widerstände erfolgreich auf dem Markt durchsetzen.

Anhand von zehn Künstlerinnen zeigt die Ausstellung einen Querschnitt der verschiedenen stilistischen, kulturgeschichtlichen und politischen Phänomene der Zwischenkriegszeit. Neben dem Bauhaus spielen auch weitere wichtige Zentren der Keramikherstellung eine Rolle: unter anderem die Wiener Werkstätten, die Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin und die Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe. In der Zeit des Nationalsozialismus sind schließlich besondere Strategien gefragt, mit denen Künstlerinnen auf die Umwälzungen und Herausforderungen der Zeit reagieren. In der Ausstellung werden nicht nur berühmte Künstlerinnen wie Eva Zeisel, Margarete Heymann-Loebenstein, Marguerite Friedlaender oder Hedwig Bollhagen vorgestellt. Gerade weniger bekannte Persönlichkeiten wie Martha Katzer oder Frauen, die gänzlich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind wie Else Bach, werden gewürdigt. Insbesondere die Werke von Ilse Hohenreuther kommen einer Entdeckung gleich. Die berühmte Glasurkünstlerin Gerda Conitz vervollständigt die Runde der ausgestellten Keramikerinnen.

Zur Präsentation „Tonangebend“ im Keramikmuseum Staufen erscheint ein reich bebilderter Ausstellungskatalog. 


Öffnungszeiten:
Mittwoch - Samstag: 14:00 - 17:00 Uhr
Sonntag: 12:00 - 17:00 Uhr
Montag - Dienstag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: landesmuseum.de