Die Kunsthalle Schweinfurt präsentiert zum 100. Geburtstag das vielschichtige Werk des Malers, brillanten Essayisten und scharfzüngigen Kunstkritikers Hans Platschek (1923-2000), der für das Kunstgeschehen der Bundesrepublik Deutschland ab den 1950er-Jahren eine bedeutende Rolle spielte. 

Es ist die erste und umfangreichste Retrospektive des Gesamtwerks seit langer Zeit. Für die Ausstellung konnten viele Schlüsselbilder aus allen Schaffens- und Werkphasen zusammengetragen werden. Diese bisher selten an einem Ort versammelten Werke kommen aus Museen, aus der Stiftung van de Loo in München, der Hans Platschek Stiftung in Hamburg sowie aus Privatbesitz. Parallel dazu sind Werke von Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die mit seinem „Kosmos“ korrespondieren, von Jean Fautrier über Emilio Vedova, Wols und Antonio Saura bis zu Renato Guttuso. So stoßen auf ungewöhnliche Weise Kunstwerke aus verschiedenen Zusammenhängen und Zeiten exemplarisch zusammen.

Als Person, Künstler und Kunstkritiker ist Hans Platschek schwer einzuordnen: Er malte und schrieb, er wechselte die Stile und die Sujets, er zeichnete politische Karikaturen, arbeitete informell und gegenständlich. Er äußerte sich in unterschiedlichen medialen Formen, vom Aquarell bis zum Gemälde, vom kunstkritischen Essay in Zeitungen und Magazinen zum Rundfunkvortrag, vom Film bis zum gedruckten Buch. Er sprach fließend fünf Sprachen und wechselte die Wohnorte – manchmal gezwungenermaßen – zwischen Berlin, seinem Geburtsort, Montevideo, Frankfurt am Main, München, Rom, London und Hamburg, wo er blieb bei mehrfachen Umzügen innerhalb der Stadt – und wo er durch einen Brandunfall im Jahr 2000 ums Leben kam. 

Sein kommunikatives Spektrum reichte von privaten Beziehungen zu Schauspielerinnen und Schriftstellerinnen bis zu künstlerisch kulturellen Freundschaften und Arbeitsverhältnissen. Sein Kontaktnetz war sowohl international als auch lokal - und an seine Lebensstationen gebunden. 

Er war ein unnachsichtiger Kritiker des Kunstbetriebs in seinen diversen Verflechtungen und bestimmter Positionen der zeitgenössischen Kunst. Entsprechend kontrovers und widersprüchlich werden Person und Werk Hans Platscheks bis heute rezipiert.

Im Rahmen des Ausstellungsprojekts sind bisher unbeachtete biografische Quellen erschlossen worden, woraus sich ein verändertes Verständnis des gesamten Werks von Hans Platschek ergibt. Dabei konnten von versierten Autoren und Autorinnen wesentliche Fragestellungen herausgearbeitet werden, die einen neuen Blick auf den Denkraum Platscheks zwischen Malen, Schreiben und Handeln ermöglichen. 

Zur Ausstellung erscheint ein von Claus Mewes und Selima Niggl herausgegebener Katalog mit 280 Seiten und zahlreichen Farbabbildungen bei edition metzel. Erstmals werden hier bislang in der Rezeption Hans Platscheks ausgesparte Themen behandelt wie der Austausch mit seiner Partnerin, der streitbaren Schriftstellerin Gisela Elsner, oder die Bedeutung der Verfolgung durch die Nationalsozialisten für sein Werk.

Der Ausstellungstitel „Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende“ nimmt aussagekräftige Bildtitel des Maler-Autors auf, mit denen er wesentliche Lebensstationen und -erfahrungen markierte.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Stiftung van de Loo, der Hans Platschek Stiftung und dem Kunstverein Schweinfurt.

In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Schweinfurt wird im „Kunstsalong“ der Fokus auf Florian Köhler (1935-2013) gelegt. Hans Platschek kannte den Maler seit seiner Münchner Zeit und würdigte dessen künstlerische Überzeugung in zwei Texten, u.a. unter dem Titel „Farbe, eine Tiefenspannung“.