Teil 2 – Urbanes Leben, Architektur, Industrie

Mit Photographien von Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Joachim Brohm, William Christenberry, Jim Dine, Claudia Fährenkemper, Lee Friedlander, William Guerrieri, Ruth Hallensleben, Candida Höfer, Horst Lang, Werner Mantz, Daido Moriyama, Albert Renger-Patzsch, Achim Riechers, August Sander, Stephen Shore, Katja Stuke, Henry Wessel, Petra Wittmar.

Mit den ineinandergreifenden Themen „Urbanes Leben, Architektur, Industrie“ präsentiert die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in ihrem Jubiläumsjahr erneut eine Auswahl aus den eigenen Beständen mit historischen und zeitgenössischen Werkreihen. Die Exponate dieser Ausstellung wurden in einem Zeitabschnitt von rund 30 Jahren gesammelt, teilweise waren sie bereits in Präsentationen zu sehen, teilweise werden sie erstmalig vor Augen geführt. Insgesamt sind es über 300 Exponate von 21 Photographinnen und Photographen aus Deutschland, Italien, den USA und Japan, die ihre Arbeiten in diversen kulturellen Kontexten realisiert haben.

Doch so verschieden die Konzepte der Bildautorinnen und -autoren sind, so sehr eint sie die Motivation, der von ihnen erlebten Umgebung im bildnerischen Dokument habhaft zu werden und in möglichst differenzierter und authentischer Form zu vermitteln. Was sie fesselt, ist die visuelle Erforschung der Welt, gleichwie die Möglichkeiten einer treffend gestalteten photographischen Umsetzung unter weitgehender Zurücknahme eigener Einflussnahme. Sowohl Bauten, Erzeugnisse, Konstruktionen, spezifische Erfindungen, Produktionsvorgänge, Ausstattungen als auch Eingriffe in die Landschaft werden vor Augen geführt und in aufschlussreiche Ansichten und Werkreihen transformiert. Maßnahmen zur Sicherung von Lebensgrundlagen und zur Erfüllung von Bedürfnissen, ästhetische Vorstellungen und kulturelle Identitäten treten hervor. Der Blick richtet sich auf gewachsene Strukturen, übersehene und dem Zufall geschuldete Momente. Prägnant, humorvoll wiewohl kritisch werden diese unter die Lupe genommen. Der Mensch im unmittelbaren Abbild tritt eher in den Hintergrund, so sehr sein Lebens- und Arbeitsalltag oft Ursprung dessen ist, was in den gezeigten Photographien reflektiert zum Bildmotiv aufrückt. Deutlich wird: Das urbane Leben bewegt sich im Rahmen einer Fülle von architektonisch und industriell geprägten Phänomenen und Vorgängen.

So erweisen sich die dokumentarisch aufgefassten Photographien, aufgenommen seit den 1920er-Jahren, in Themensetzung und Reflexion als ausgesprochen zeitgemäß. Stellen sie doch vielfach fest, dass auch die natürliche Umwelt, auf der alles basiert, das Geflecht des Gezeigten durchwirkt, sich substanziell wie auch in ihrer Bedeutung wandelt, und eine neue wesentliche Rolle spielt. Zeitfragen bestimmen die Interpretation des von uns Wahrgenommenen und vor allem Photographien sind es, die auf vielen Ebenen zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im Spannungsfeld zur Gegenwart und Zukunft reizen.