„Vom Bleiben und Verändern“: Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf zeigt ab 2. September 2022 Fotografien aus dem Charlottenburger Kiez der 1970er und 1980er Jahre. Mit seiner Kamera spürte Gottfried Schenk dem Zusammenleben in den Charlottenburger Kiezen nach. Als betroffener Mieter und Aktivist hat er die Prozesse der Stadterneuerung, Hausbesetzungen und nachbarschaftlichen Initiativen, die bis heute bestehen, über viele Jahre fotografierend begleitet.

In seinen Aufnahmen vereint er diese Standpunkte zu einem Porträt des Kiezes um den Klausener Platz. Aus Eckkneipen und Kiezleben, Freiräumen für Subkultur und dem fantasiereichen Widerstand der Mieterbewegung entwickelte sich ein Zusammenleben, das sich in den Fotografien der Ausstellung entfaltet.  

In Folge der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert entstehen am Schloss Charlottenburg die Arbeiterquartiere um den Friedrich-Karl-Platz, dem heutigen Klausenerplatz. Mit dem Stadterneuerungsprogramm von 1963 setzt der Exodus der angestammten Bewohnerschaft in die Neubauviertel am Stadtrand ein. Durch die Freimachungsprogramme des Sanierungsträgers, der Neuen Heimat Berlin, stehen viele Wohnungen leer, in die zunehmend Studierende und Arbeitskräfte aus Südeuropa und der Türkei einziehen. 

Es entsteht ein Alternativmilieu mit Wohngemeinschaften, Szenekneipen und dem sonntäglichen Trödelmarkt am Klausenerplatz. Die 1973 gegründete Mieterinitiative Sanierungsgebiet Klausenerplatz e.V. kämpft für den Erhalt der Häuser und fordert deren Modernisierung zu bezahlbaren Mieten. Unterstützt wird sie vom Architekten Hardt-Waltherr Hämer, der mit einem Pilotprojekt im Block 118 die behutsame Stadterneuerung in die Tat umsetzt.

Gottfried Schenks Bilder ermöglichen einen Rückblick auf eine ereignisreiche Zeit der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Die derzeitige Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt beweist mit Nachdruck die Aktualität der Wohnungsfrage und die gegenwärtigen Bezüge der Fotografien. 

Gottfried Schenk, geboren 1949 in Kufstein / Österreich, lebt seit 1970 in Berlin. Er studierte Elektrotechnik und Philosophie und ist als freier Autor und Fotograf tätig. Seine Fotobücher „Charlottenburgs rote Insel. Vom Zille-Milieu zum Klausenerplatz-Kiez“ und „Berliner Verwandlungen. Changing Berlin“ erschienen 2018, sowie 2021 der Bildband „West-Berlin. Kiez & Subkultur 1975-1990“ 2021. Von 1974 bis 1988 wohnte er im Klausenerplatz-Kiez und war in der Mieterinitiative Sanierungsgebiet Klausenerplatz e.V. aktiv. 


Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 10:00 - 17:00 Uhr
Samstag - Sonntag (Feiertage): 11:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: villa-oppenheim-berlin.de

Eröffnung der Fotoausstellung „5 Jahre Mieterinitiative“ im Laden der Mieterinitiative in der Nehringstraße 11. © Gottfried Schenk, 1978
02.09.2022 - 08.01.2023

Vom Bleiben und Verändern

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim

Schloßstraße 55
14059 Berlin