„Himmelsfragen“ heißt die spektakuläre Ausstellung der deutsch-chinesischen Künstlerin Jiny Lan, die vom 4. Oktober 2023 bis 31. Januar 2024 im Weilburger Rosenhang Museum zu sehen ist und bei der Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner am 4.10. gegen 16.00 Uhr die Eröffnungsrede hält. 

Zierlich, aber äußerst selbstbewusst wirkt sie inmitten der 1,80 Meter hohen und 180 Kilogramm schweren, originalgetreu nachgebildeten Terrakotta-Krieger des Kaisers Qin Shi Huang. Links und rechts an den Wänden hängen zwei 13 Meter bzw. 12 Meter lange Rollbilder. Darauf hat die chinesisch-deutsche Künstlerin Jiny Lan das Gedicht „Himmlische Fragen“ des legendären chinesischen Poeten Qu Yuan (339 – 278 v. Chr.) aufgetragen – mit Bergen und Flüssen als Hintergrund. 

In zentralchinesischen Mausoleum Qin Shi Huang, wo die Original-Terrakotta-Armee zu sehen ist, stehen die knapp 8000 Figuren in Reih und Glied und blicken schnurgerade nach vorne, zu ihrem Kaiser. Diese Krieger sind das Symbol der uneingeschränkten Macht, der totalitären Herrschaft ihres Kaisers Qin Shin Huang. Seine Untertanen sind ihm zu ewigem Gehorsam verpflichtet. Eine eigene Meinung, ein eigener Wille sind strengstens verboten. Dabei haben des Kaisers Krieger eigene Gesichtszüge. Sie unterscheiden sich. Es sind Individuen. Sie könnten miteinander in einen Dialog treten. 

In Weilburg wird das einstige Machtsymbol des Kaisers zu einer debattierenden Gesprächsrunde
In Weilburg an der Lahn, mehrere tausend Kilometer von den Original-Kriegern entfernt, gelingt das. In der Installation von Jiny Lan stehen sie sich in einem Kreis gegenüber. Ihr Kunstraum wird zu einer parlamentarischen Bühne, wo sie miteinander debattieren können, Fragen stellen und Antworten erhalten. Himmlische und irdische. 

Die Krieger und das kalligraphisch visualisierte Gedicht des Poeten Yuan verschmelzen mit dem Raum zu einem großen Ganzen. In diesem Raum wird Freiheit spürbar. Und der Wille zu einem selbstbestimmten Leben, wo Fragenstellen nicht mehr gleichbedeutend ist mit Kerker oder Tod. 

Jiny Lans Ausstellung „Himmelsfragen“ ist von einer zeitlosen Aktualität. Ihr Herzensthema ist die Sehnsucht und der Kampf des Menschen nach Freiheit und Demokratie. Nach einem Leben, wo jeder und jede unbedrängt alles befragt – und gleichzeitig auch alles in Frage stellen darf.

Lan thematisiert diesen ständigen Widerstreit zwischen totalitärem Herrschaftsanspruch und individuellen Freiheitsträumen in einer auf- und anregenden künstlerischen Mixtur aus multimedialer Installation, kombiniert mit Performances und 23 großformatigen Bildern. 

Eine Künstlerin von Weltrang, geprägt von kaiserlichen Ahnen, Freiheitsdrang und ihrem totalitär auftretenden Heimatland
„Jiny Lan hat aus ihrer Freiheitsliebe und ihrer enormen Schaffenskraft eine künstlerische Position entwickelt, die mich seit Jahren fasziniert“, sagt FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner. In seinem Büro hängt ein Bild von Jiny Lan, auf dem das Gesicht der ehemaligen Bundeskanzlerin erkennbar ist. Aber ihre Haltung und ihr Kostüm erinnert an die Kaiserwitwe Cixi, mit der das chinesische Kaiserreich Anfang des 20. Jahrhunderts sein Ende fand.

Jiny Lans Oma war noch Mitglied der letzten kaiserlichen Familie. Ihre Enkelin, heute eine international renommierte Künstlerin, spiegelt und erlebt in ihrer Vita diesen ewigen Kampf zwischen totalitärem Staat und dem individuellen Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung. „Jiny Lan lebt Freiheit“, sagt Lindner, der am 4. Oktober mit einer Rede die Ausstellung eröffnen wird. 

Heute wohnt Lan, die seit 1999 deutsche Staatsbürgerin ist, mit ihrer Familie in Bochum und arbeitet sowohl zuhause wie in ihren Ateliers in Düsseldorf und Bochum. Regelmäßig pendelt sie zwischen China (wo sie am 3.5.1970 als Lan Jing in Xiuyan, Provinz Liaoing geboren wurde) und Deutschland. Ihr heutiger Vorname Jiny ist einem Versehen der Passbehörden geschuldet, die Jiny statt Jing in ihren Pass eintrugen. 

„Von der Auseinandersetzung mit ihren Bildern in meinen Arbeitsräumen profitiere ich seit vielen Jahren – nicht als Dekoration, sondern als Denkanstoß“, sagt Lindner. 

04.10.2023 - 31.01.2024

Jiny Lan: Himmelsfragen

Rosenhang Museum

Ahäuser Weg 8-10
35781 Weilburg