Verflechtungen entdecken, Gedanken knüpfen, neue Fäden spannen. Die Auseinandersetzung mit  Material und Materialität verbindet beide künstlerischen Positionen, beide finden in Textil und im Textilen einen Ausgangspunkt für ihre Arbeit. Dabei beschäftigen sie sich gleichermaßen mit den formalen Bedingungen, dem Taktilen der Oberfläche, sowie den kulturellen Implikationen des Materials.

In der Ausstellung werden die beiden Positionen miteinander und mit dem ornamental gegliederten Raum verschränkt und zu einer Art Gesamtstruktur verwoben.


Olga Jakob verwendet in ihren Arbeiten Textilien, Papier und Farbe. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Bild und Objekt, verweisen jedoch immer auf ein malerisches Denken.

Der Fokus ihres künstlerischen Schaffens liegt auf Textilien – dem Material, von dem wir täglich unmittelbar umgeben sind. In ihren Arbeiten eröffnet oder verschließt Jakob Räume und hinterfragt das „Davor“ und „Dahinter“, das eng mit dem Material an sich verknüpft ist. Sie dekonstruiert das Material, ordnet es neu zusammen und unterbricht dadurch glatte Strukturen zu porösen Oberflächen, die neue Räume schaffen. Jakob begegnet dem Gewebe mit einer ästhetischen Wertschätzung und schafft einen neuen Kontext: Wir leben in der Metapher des Netzes, was ein universelles Bild einer dominanten Grundstruktur darstellt und unser Denken und Handeln strukturiert.

Marcel Friedrich Weber befragt in seinen Arbeiten das Plastische an sich. In ihnen treffen unterschiedliche Materialien aufeinander, nehmen Kontakt zueinander auf. Sie fügen sich, schmiegen sich aneinander an. Sie hinterlassen Spuren und Abdrücke, können sich gegenseitig halten. Einzelne Teile balancieren und stützen sich in einem Wechselspiel mit sich selbst und der Schwerkraft, scheinen ihr bisweilen zu trotzen.

In seinen Arbeiten nutzt er häufig Textilien, welche als weiche, flexible Negativformen dienen. In diese füllt er Gussmaterial. Es fließt, dehnt, verformt und nimmt dabei
Farben und Oberflächen des Negativmaterials an. Die so entstanden Formen scheinen dann zwischen den Materialien zu changieren, erscheinen teils wesenhaft, teils als reine herausgestellte Oberfläche.

Material wird zum handelnden Akteur, der in den Arbeitsprozess eingreift und formt. In der Ausstellung sleeve treffen nun beide Positionen aufeinander. Einzelne Arbeiten
bevölkern den Ausstellungsraum, interagieren miteinander oder verweisen aufeinander.

„Die Skulpturen sind darin handelnde Personen, und die Stadt [der Raum] ist das Bühnenbild, wobei die Zuschauer selbst gemalte Bilder oder Skulpturen sind. Die Kunst wird ganz und gar socius, öffentlicher, von barocken Tänzern bevölkerter sozialer Raum.“ (Gilles Deleuze: Die Falte, Frankfurt 82020, S. 201.) Die Betrachtenden können den Arbeiten „näherkommen“, können die Verflechtungen entdecken und neue gedankliche Fäden spannen.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 16:00 - 19:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 14:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstverein-bellevue-saal.de

20.10. - 20.11.2022

Olga Jakob, Marcel, Friedrich Weber: Sleeve

Kunstverein Bellevue-Saal

Wilhelmstraße 32
65183 Wiesbaden