Mit Membranes Out Of Order wird im Kunstquartier Bethanien erstmalig ein Projekt ganz der Bioart gewidmet. Die Ausstellung schafft ein interdisziplinäres Feld zwischen Kunst und naturwissenschaftlicher Forschung. in einer Zeit, in der die Gesellschaft durch die Pandemie mit Fachwissen konfrontiert ist, das zuvor Expert*innen vorbehalten war, verankern die Positionen von Margherita Pevere, Theresa Schubert und Karolina Zyniewicz Kunst als kognitive Haltung, performativen Akt oder als Bindeglied zur Natur in einer konsequenten Auseinandersetzung mit der Schnittstelle zwischen eigenem Körper und Alltagserfahrung.

Mit Offenlegung der eigenen Arbeitsprozesse fächern sich die Richtungen der Ausstellung auf, wie ein Querschnitt durch den Aufbau einer Membran. Sechs Ausstellungsräume widmen sich den unterschiedlichen Herangehensweisen der drei Künstlerinnen und machen dokumentarisch sichtbar, was einem Publikum sonst verborgen bleibt: Zeichnungen, Laborjournale, Fotografien und andere Instrumentarien sind ebenso zugänglich wie die fertig realisierten Werke und erheben ebenso Anspruch auf Wertigkeit und reflexives Potenzial.

Pevere, Schubert und Zyniewicz sind sowohl künstlerisch als auch kuratorisch für die Ausstellung verantwortlich. Für Membranes Out Of Order lassen sie ihre jeweiligen Positionen aufeinandertreffen, sich überschneiden, ineinander übergehen und voneinander ableiten.

Margherita Peveres Werkkomplex bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Körper und Umwelt. So thematisiert sie mit Wombs (2018 – 2021) hormonelle Verhütung durch ihre intermediale Praxis aus Bioart, Performance und Fotografie. Ausgehend von Fortpflanzungsorganen werden Rahmenbedingungen zwischen Sexualität und Gender erforscht. Die Entscheidung, mit Bakterien und Schnecken zu arbeiten, eröffnet Zugänge jenseits einer binären Genderordnung.

In einer Ästhetik zwischen Alchemie und Futurismus hinterfragen die Werke von Theresa Schubert den Anthropozentrismus und seine Grenzen. Für das Projekt mEat me (2020) stellte sie etwa Fleisch aus ihren eigenen Zellen her, welches sie anschließend selbst aß, um performativ unseren Umgang mit Fleisch, Massentierhaltung, aber auch dem eigenen Körper als Ressource zu hinterfragen.

Karolina Zyniewicz versteht Kunst als situierte Wissensproduktion. Für safe suicide (andauernd) befasst sie sich mit Leben und Tod als Selbsttransformation. Sie züchtete ihre eigenen Zellen, um sie anschließend zu töten. Bilder der sterbenden Zellen durch Fluoreszenz- und Konfokalmikroskopien wurden auf Porzellanteller in Form traditioneller polnischer Begräbnisbilder gedruckt.

Zugänge schaffen, Offenlegung von Prozessen und Vermittlung von Inhalten bleibt in einem weiteren Kontext auch in der Vermittlung der Ausstellung thematisch vorangestellt: In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) werden barrierearme Vermittlungskonzepte wie haptisch erfahrbare Objekte, Beschreibungen in Braille und Audiodeskriptionen zum Teil der Ausstellung.

Ein Rahmenprogramm rundet das Projekt ab. Für Membranes Out Of Order ist ein Katalog in Planung, der Anfang Februar in einer Sonderveranstaltung präsentiert wird.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 14:00 - 20:00  Uhr
Samstag - Sonntag: 13:00 - 19:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstquartier-bethanien.de

Margherita Pevere: Wombs, Ausstellungsansicht Foto: Maja Bacic
09.12.2022 - 08.01.2023

Membranes Out Of Order

Projektraum Kunstquartier Bethanien

Mariannenplatz 2
10997 Berlin