„Es ist an der Zeit“, sagte Satan, der Pächter der Welt, „das Theater des Westens wieder zu eröffnen. Die Politiker und Rüstungsaktionäre haben schon lange alle Requisiten bereitstehen, und die Bühnenarbeiter der Presse warten nur noch auf das Signal.“
Vernon Lee: „The Ballet of the Nations: A Present-Day Morality”, 1915

Der Kunstverein Ludwigshafen widmet sein Jahresprogramm 2025 der Essayistin, Philosophin und überzeugten Pazifistin Vernon Lee (Violet Paget). Lee (1856–1935) war ihrer Zeit voraus: Als politisch unbequemer Freigeist veröffentlichte sie unter einem männlichen Pseudonym Reiseberichte, philosophische Abhandlungen und politische Pamphlete. Das Programm des Kunstvereins setzt sich mit ihrer Arbeit zur Konstruktion linearer nationaler Narrative, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart auseinander.

Das nomadische Format „Genius Loci“ verweist mit seinem Titel auf ein Schlüsselwerk von Lee, in dem sie sich früh dem Ästhetizismus zuwandte und fragmentarisch das Wesen und die Atmosphäre eines Ortes in den Mittelpunkt rückte. Der Kunstverein Ludwigshafen präsentiert eine Reihe von Ausstellungen, die sich, inspiriert von Lee, über fünf Städte in Rheinland-Pfalz erstrecken: Ludwigshafen, Speyer, Bad Kreuznach, Neustadt a. d. Weinstraße und Mainz. Jede Ausstellung greift ein spezifisches Thema aus Lees Werken auf, darunter The Ballet of the Nations: A Present-Day Morality, Beauty and Ugliness, Lessons of History, Laurus Nobilis: Chapters on Art and Life und Vital Lies: Studies of Some Varieties of Recent Obscurantism.

Die künstlerischen Arbeiten des Programms hinterfragen vermeintlich unumstößliche Geschichtsbilder und laden dazu ein, über die Subjektivität historischer Narrative nachzudenken. Sie illustrieren, wie vorgefasste Vorstellungen und ideologische Konzepte zu Verzerrungen des Wahrheits- und Authentizitätsanspruchs in Kunst, Geschichte und Politik führen. Das Ausstellungsprogramm „Genius Loci“ veranschaulicht Aspekte verschiedener kultureller Strömungen, um das Zusammenspiel historischer, kultureller und sozialer Kontexte hervorzuheben. Die Künstlerinnen und Künstler kritisieren – wie schon Lee – die Gefahren eines eindimensionales Geschichtsverständnis und widersetzen sich der verkürzten Darstellung verschiedener Kulturen im Namen nationalistischer Leitkulturen.

KÜNSTLER*INNEN
Jacopo Belloni, Ruth Beraha, Maeve Brennan, Zuzanna Czebatul, Kevin Jerome Everson, Hélène Fauquet, Enej Gala, Andrea Geyer, Gauri Gill, Itamar Gov, Gabriella Hirst, Gideon Horváth, Monilola Olayemi Ilupeju, Sophie Jung, Aziza Kadyri, Kalos&Klio, Marcos Kueh, Theresa Lawrenz, Germain Marguillard, Omar Mismar, Brittany Nelson, Elena Njoabuzia Onwochei-Garcia, Panos Profitis, Paola Siri Renard, Ilê Sartuzi, Alexis Stiteler, Emmanuel Tussore


Öffnungszeiten: 
Freitag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: kunstverein-ludwigshafen.de

02.05. - 27.07.2025

GENIUS LOCI. NOTES ON PLACES

Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums

Hemshofstraße 54
67063 Ludwigshafen am Rhein