Mit der Sonderausstellung DINGE ORDNEN will das Werkbundarchiv – Museum der Dinge ganz konkret Analogien zwischen alltäglichen Ordnungssystemen und musealen Strukturen aufzeigen. 

Im Alltag sind wir bemüht, dem Chaos Einhalt zu gebieten – mittels Ordnungshelfern, Ordnungshütern und Ordnungsrastern, mithilfe von Ordnungsratgebern oder Ordnungs-coaches. Sie alle geben bestimmte Strukturierungen vor: als Kästen, Schubfächer und Schränke oder als Regeln, Koordinaten, Systeme, Auszeichnungen, Register, Anleitungen und Gebote. Die Betrachtung dieser Ordnungsvor- und -verrichtungen macht die Allgegenwart von Strukturierungsaufgaben deutlich.

Im Museum ist Ordnung ein unverzichtbarer Aspekt, vielleicht der wesentlichste. Die Ordnung der Dinge und die Ordnung des Wissens bedingen sich hier gegenseitig. Theoretische Strukturierungsmodelle lassen den praktischen Zugriff oft vergessen, der beim musealen Ordnen deutlich wird: im Sammeln, Auspacken und Sichten, Einordnen, Inventarisieren und Katalogisieren von Objekten und Dokumenten. Auf Grundlage der vergleichenden Betrachtung und Analyse, des Unterscheidens, des Trennens und Zusammenfügens agiert das Museum als eine Art „Ordnungsmaschinerie“. Eine „Ordnungsmaschinerie“, die in Abhängigkeit vom jeweiligen Auftrag, einer wissenschaftlichen Systematik und dem aktuellen Wissensstand funktioniert.

Die Sonderausstellung DINGE ORDNEN bildet einen kommentierenden Rahmen für die nach Art eines offenen Depots angelegte Dauerausstellung des Museums. Zu Beginn der Ausstellung steht die „Registratur“ – eigentlich eine Protokollinstanz für administrative Vorgänge – für den Prozess, den Objekte mit der Integration in die musealen Sammlungen durchlaufen. Im zweiten bildhaften Teil der Ausstellung steht das Museum als Behältnis im Vordergrund – symbolisiert durch Kästen mit diversen Schubladen, die zum geordneten musealen Aufbewahren genutzt werden und wurden. Diese schweren materiellen Gebilde sind mit zwei künstlerischen Installationen von Sibylle Hofter und Moritz Fehr verknüpft.

Mit dem Projekt soll vor dem Hintergrund vielfältiger Ordnungsdinge ein Raum für die eigene Reflexion und darüber hinaus auch für einen Diskurs von und mit Spezialist*innen der Wissens- und der Alltagsordnungen geöffnet werden. Vorträge, Gespräche und Workshops widmen sich dem Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und laden ein zu einem mit der Ausstellung DINGE ORDNEN angestrebten Erkenntnisprozess. 

Das Projekt bildet den Auftakt fu?r weitere Aktivitäten anlässlich des 50. Jubiläums der Gru?ndung des Werkbundarchivs in den Jahren 1972/73.
Die Ausstellung wird verlängert bis zum 2. Januar 2023.