Max Beckmann, Rudolf Belling, Otto Dix, Lyonel Feininger, Conrad Felixmüller, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Bernhard Kretzschmer, Fritz Lang, Ernst Lubitsch, Paula Modersohn-Becker, August Macke, Karlheinz Martin, Franz Marc, Ludwig Meidner, Wilhelm Morgner, Otto Mueller, Friedrich Wilhelm Murnau, Emil Nolde, G. W. Pabst, Max Pechstein, Lotte Reininger, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Paul Wegener, Robert Wiene u. a.
Die Ausstellung »Expressionismus in Kunst und Film« beleuchtet den Expressionismus über herkömmliche Gattungsgrenzen hinweg. Während das frühe Kino Elemente des Zirkus und des Varietés in seine anarchischen Kurzfilmprogramme aufnahm, war der in den späten 1910er Jahren aufkommende Autorenfilm bestrebt, in seinen anspruchsvollen Langfilmen das Theater zu imitieren – mitsamt seiner Kulissenästhetik und expressiven Ausdruckskunst. Autorenfilmer wie Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Georg Wilhelm Pabst schufen darauf aufbauend eine neue Ästhetik, die dem expressionistischen Film in den 1920er Jahren als deutschem Film-Wunder internationale Anerkennung bescherte. Diese Werke nahmen Gestaltungselemente expressionistischer Malerei und Grafik auf und bearbeiteten aktuelle gesellschaftliche Themen und Umbrüche, wie die zunehmende Verstädterung, die Konflikte zwischen Mensch und Maschine, Individuum und Gesellschaft, die sich etablierende Psychoanalyse und eine generelle Zukunftsangst, nach den Verheerungen des Ersten Weltkriegs in einer die Massen faszinierenden Ästhetik.
Der Expressionismus als kulturrevolutionäre Bewegung war angetreten, Kunst und Leben zu vereinen, die Trennung der Künste aufzuheben und das Ideal des Gesamtkunstwerks zu verwirklichen. Der Film »Das Cabinet des Dr. Caligari« (1920) löste mit seinem irritierenden Werbespruch »Du musst Caligari werden!« dies Versprechen der Verschmelzung von Kunst und Leben als Realität ein. So erscheint es naheliegend, beide Kunstformen gegenüberzustellen und die engen Beziehungen und Verknüpfungen aufzuzeigen.
Über 100 Werke, Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Filmstills und - sequenzen von 50 bildenden Künstler:innen und Filmemacher:innen erschaffen ein Kaleidoskop des bis heute so aktuellen Expressionismus in Kunst und Film.
Im Kapitel »Aufbruch und Bruch« stehen die expressionistische Suche nach Ursprünglichkeit und einem paradiesischen Miteinander von Mensch und Natur, die Aufbruchstimmung und Sehnsucht nach Neuem, die den Beginn des neuen Jahrhunderts prägte, den zersplitterten Stadtlandschaften und stürzenden Häusern der Nachkriegszeit gegenüber. »Traum und Trauma« beleuchtet die Doppelbödigkeit der menschlichen Existenz zwischen Realität und Wahn, Kriegstraumata und Gewaltphantasien. Der Moloch Großstadt verschlingt die Menschen in ihrer Sehnsucht nach individuellem Glück. Das Ohnmachtsgefühl einer sie überrollenden seelenlosen Moderne zeigt sich in psychischen Ausnahmezuständen und der Wahrnehmung des Zerfalls des Ich. Diese Dissonanz spiegelt sich in verzerrten Porträts wie in Filmen, die die menschlichen Abgründe erforschen.
Das Kapitel »Form und Deformation« widmet sich der Abkehr vom Abbild der Wirklichkeit mit ihrem Gewinn einer neuen Freiheit der Ausdrucksmöglichkeiten durch Überspitzung und Verzerrung. Das abschließende Kapitel »Tanz und Tod« spiegelt die Momente der Ekstase und der Feier des Lebens als Realitätsflucht vor der Kulisse des nahen Todes durch Hunger und Krieg.
Im Expressionismus leuchtet einerseits Gesellschaftskritik auf, andererseits Ideal- und Traumbilder. Im gemalten wie im bewegten Bild wird deutlich, wie tief der Expressionismus von den Krisen seiner Zeit durchdrungen war und wie lautstark er den rasanten gesellschaftlichen Umbrüchen Ausdruck verlieh. So wird ein abwechslungsreicher Gang durch den Expressionismus der 1910er und 1920er Jahre vorgestellt, dessen Aktualität nicht zuletzt der Erfolg das jährlich stattfindende Film+MusikFest der Murnau-Gesellschaft in Bielefeld bezeugt, das in seinem 33. Jahr unter dem Motto »Angst & Bange« kooperierend seinen Schwerpunkt auf den deutschen expressionistischen Film legt.
Der Katalog mit Texten von Wolf Eiermann, Kristina Jaspers, Lisa Felicitas Mattheis und Marek ?ydowicz ist bei SilvanaEditoriale erschienen. 240 S., zahlreiche Abb., 40,00 €.
Öffnungszeiten:
Mittwoch - Freitag: 14:00 - 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag (Feiertag): 11:00 - 18:00 Uhr
Montag - Dienstag: geschlossen
Heiligabend und Silvester: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: kunstforum-hermann-stenner.de