In einer neuen Ausstellung im Dieselkraftwerk Cottbus wirft das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) den Blick auf eine der faszinierendsten Frauengestalten der Fotografie-Geschichte.

Die aus Italien stammende Tina Modotti (1896 Udine – 1942 Mexiko-Stadt) war eine schillernde Persönlichkeit mit einem bewegten Leben. Sie war Emigrantin, Schauspielerin, Antifaschistin, Fotografin und Revolutionärin in einem. Ihren Ruhm verdankt sie nicht nur ihrem fotografischen Werk, sondern ebenso ihrem politisch-sozialen Engagement, das sie zu den Brennpunkten ihrer Epoche führte. Mit über 90 Fotografien bietet die Ausstellung Denn die Flamme stirbt nicht: Liebe, Leidenschaft und Revolution einen umfangreichen Überblick über alle wesentlichen Bereiche von Modottis fotografischem Schaffen. Neben ihren Bildern, die die schwierigen Lebensumstände in Mexiko, aber auch den Kampf für eine bessere Zukunft widerspiegeln, werden auch Fotografien anderer Autoren präsentiert, die Tina Modotti in verschiedenen Phasen ihres facettenreichen Lebens festhielten.

Tina Modotti entstammte einer Arbeiterfamilie und folgte 1913 als 16-jährige ihrem Vater in die USA, wohin dieser bereits 1905 emigriert war. 1921 lernt sie den bekannten amerikanischen Fotografen Edward Weston kennen, zu dessen Lieblingsmodell, Geliebten und Schülerin sie wird. Angezogen von der revolutionären Aufbruchstimmung in Politik und Kunst zieht sie mit ihm im Sommer 1923 nach Mexiko. Die Begegnung mit dem Land prägt ihr Leben, denn dort entsteht zwischen 1923 und 1930 ihr fotografisches Hauptwerk. Modotti fotografierte Stillleben, die Lebensrealität der arbeitenden, armen Bevölkerung, insbesondere die Situation der Frauen und Kinder, und sie dokumentiert die revolutionäre indigene Bewegung sowie Gewerkschafts- und Bauernversammlungen. Sie hält dem Land einen Spiegel vor und identifiziert sich mit ihm sozial, politisch und kulturell und entwickelt schon bald eine eigene, parteiliche Fotografie, die sich für eine gerechtere Welt einsetzt. Ihre Aufnahmen der Arbeiterbewegung der 1920er Jahre sowie ihre Fotografien der internationalen Kunstszene Mexikos, sind historische Dokumente von unschätzbarem Wert. Zu Lebzeiten wurden ihre Fotografien in internationalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. 1927 tritt Modotti in die Kommunistische Partei ein. Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis, zu dem unter anderem Frida Kahlo, Diego Rivera, Manuel Álvarez Bravo, Lotte Jacobi, Anna Seghers, Julio Antonio Mella und Pablo Neruda zählen, ist sie politisch aktiv. Wie viele andere linksgerichtete Emigrant*innen wird sie 1930, nach einem Attentat auf den Präsidenten Pasqual Ortiz Rubio, aus ihrer Wahlheimat ausgewiesen. Sie geht zunächst nach Berlin, dann Moskau und schließlich nach Spanien, wo sie während des Spanischen Bürgerkriegs in der Internationalen Roten Hilfe arbeitet und sich gegen den Faschismus engagiert. 1939 kehrt sie nach Mexiko zurück.

Tina Modotti war eine moderne Frau, die ihr Leben selbst bestimmte. In vielen Bereichen ihres facettenreichen Lebens und Schaffens nimmt sie eine Vorreiterrolle ein und prägt die frühe Concerned Photography maßgeblich. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1942 erliegt sie, im Alter von nur 46 Jahren, in einem Taxi einem Herzanfall.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11:00 - 19:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: blmk.de

Tina Modotti, Frau mit Fahne, 1928, Reinhard Schultz/Galerie Bilderwelt
04.03. - 21.05.2023

Tina Modotti: Denn die Flamme stirbt nicht: Liebe, Leidenschaft und Revolution

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst – Dieselkraftwerk

Uferstraße / Am Amtsteich 15
03046 Cottbus