Camill Leberer ist ein Grenzgänger, dessen bildhauerisches Schaffen an Malerei erinnert und doch stets das Ergebnis eines intensiven Nachdenkens über Licht und Raum ist. Sein Werk baut auf konstruktiv-geometrischen Gestaltungsweisen auf und steht dahingehend in der Nachfolge der konkreten Kunst und Minimal Art. Eine vom Grundsatz her planvolle, systematische Vorgehensweise verbindet der Künstler mit expressiven, farbmalerischen und lichtreflektierenden Mitteln. Seine Skulpturen, Bilder und Installationen, die er aus Metall, Farbe, Glas und auch Leuchtröhren kreiert, weisen gegensätzliche Merkmale auf: Präzise geometrische Formen treffen darin auf emotionale Linien und händische Schraffuren oder Schliffe auf perfekte, glatte Farbflächen. Über das Wechselspiel von Materialien, Farben und Formen richtet sich seine Kunst an das Schauen im Sinne einer prozesshaften Handlung: Das Publikum wird dazu angeregt, sich vor den Arbeiten zu bewegen und Raum in allen Dimensionen zu erleben, ja, es wird vom Künstler dazu eingeladen, einen „imaginären Handlungsraum“ zu betreten.

Camill Leberer ist seit Jahren mit einer Vielzahl von Werken in der Sammlung Marli Hoppe-Ritter vertreten. Die Ausstellung, die im engen Austausch mit dem Künstler entstand, macht vor allem den geometrischen Ansatz seines Schaffens deutlich: Ein kubisches „Gehäuse“ aus Glas, die wiederholte Referenz auf das Quadrat und den rechten Winkel in den Metallbildern und nicht zuletzt eine serielle Präsentation von Sandpapieren sind beispielhaft hierfür. Ergänzt wird die Schau durch eine Auswahl an Zeichnungen, Fotografien und Gedichten, die einen erweiterten Einblick in den Ideenkosmos von Camill Leberer geben.

Begleitend erscheint ein deutsch-englischer Katalog im Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, € 15.