Elegant im Anzug, erschöpft rauchend oder mit Dackel Nicki am Wannsee: Die Fotosammlung des geschichtsträchtigen und namhaften Berliner Ullstein Verlags hält dutzende Porträtaufnahmen des Malers Max Liebermann (1847–1935) und seiner Familie bereit. Als einflussreicher Kulturakteur und Berliner Berühmtheit wurde er vielfach und gerne für die aufkommenden illustrierten Zeitungen der Weimarer Republik porträtiert.  

Ab 25. März 2023 präsentiert die Liebermann-Villa am Wannsee in Kooperation mit ullstein bild die Ausstellung „Meeting Liebermann. Fotoporträts aus der Sammlung Ullstein“. Im Mittelpunkt der Schau stehen die Begegnungen zwischen Max Liebermann und seinen Fotografinnen und Fotografen in den Jahren 1905 bis 1932. Anhand sechzehn originaler Abzüge aus der fotografischen Sammlung Ullstein werden die richtungsweisenden Fotografinnen und Fotografen sowie Fotoateliers und Fotoagenturen mittels historischer Archiv- und Bildmaterialien vorgestellt, darunter Yva, Cami Stone, Felix H. Man, Erich Salomon, Fritz Eschen, Suse Byk, Argusfot und Dephot. 

DR. LUCY WASENSTEINER, DIREKTORIN DER LIEBERMANN-VILLA:
„Dank der großzügigen Kooperation mit unserem Projektpartner ullstein bild collection, insbesondere mit Dr. Katrin Bomhoff der fotografischen Sammlung Ullstein, erfahren wir mit der Ausstellung „Meeting Liebermann“, wie sich Liebermann als prominenter Künstler Berlins präsentierte. Doch wir ergründen auch die Welt der Fotografie während dieser bewegten Jahre in Berlin. Welche Bedeutung hatten diese »Meetings« für Perscheid, Eschen, Stone und andere? Und wie entwickelten sich die Karrieren der Fotografierenden? Wie die Geschichte der Familie Liebermann – und auch die der Familie Ullstein – sind einige der in der Ausstellung präsentierten Biografien eng mit Verfolgung und Exil verbunden.“ 

DR. KATRIN BOMHOFF, ULLSTEIN BILD COLLECTION / AXEL SPRINGER  SYNDICATION GMBH:
„Wir freuen uns sehr, exakt am Ort aufschlussreicher Begegnungen der Ullstein-Fotografinnen und -Fotografen mit Max Liebermann diese Ausstellung ihrer Werke zeigen zu können. Das Landhaus am Wannsee war mehr als der Treffpunkt für einen exklusiven Pressetermin. Es verfehlte seine Wirkung auf die Besucher nicht, die hier das Gespräch mit Liebermann suchten und fanden. Die Fotografen, auch Schriftsteller und Redakteure sahen den Künstler im Kontext seines Schaffens und seines täglichen, familiären Lebens. Die Porträtaufnahmen vermitteln einen deutlichen Eindruck von der Persönlichkeit Liebermanns, von den neuen Möglichkeiten der Fotografie und den publizistischen Innovationen des Verlagshauses Ullstein. Unser großer Dank für diese gelungene Ausstellungskooperation gilt der Liebermann-Villa, besonders  Frau Dr. Lucy Wasensteiner und Frau Viktoria Krieger.“ 

ULLSTEIN – GRÖSSTER VERLAG EUROPAS
Das Berliner Verlagshaus Ullstein galt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als größter Verlag Europas. Ullstein veröffentlichte neben Büchern eine Reihe beliebter Zeitschriften, die sich in immensen Auflagen in ganz Deutschland verkauften. Zu den Ullstein-Titeln Mitte der 1920er-Jahre zählten Tages-, Wochen- und Monatszeitungen, wie die Berliner Illustrirte Zeitung, Berliner Morgenpost, B.Z. am Mittag, Zeitbilder, Die Dame, UHU und Der Querschnitt.   

All diese Illustrierten verlangten nach Abbildungen. Ab den 1890er-Jahren war Ullstein stets auf der Suche nach Fotografien – oft annoncierten sie über Anzeigen in Branchen-Adressbüchern. Spätestens ab 1900 baute der Verlag ein eigenes Fotoarchiv auf. 1929 wurden monatlich rund 10.000 Bilder an den Verlag geliefert; von Fotografinnen und Fotografen eingesandt in der Hoffnung, dass sie für einen kommenden Beitrag von Nutzen sein könnten. Ein Großteil dieses Bildarchivs überstand sowohl die „Arisierung“ der Firma im NS-Regime als auch die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. 1950 befanden sich noch rund 2,5 Millionen Aufnahmen im Ullstein-Archiv.

„DIE FRAU EROBERT DIE LICHTBILDKUNST“
1927 erschien in der Zeitschrift Berliner Leben des Oestergaard Verlags ein Artikel zu Yva, Frieda Riess und Suse Byk. Darin heißt es, »die Frau erobert die Lichtbildkunst«. Tatsächlich ließen sich Anfang des 20. Jahrhunderts einige Frauen zu Berufsfotografinnen ausbilden, wie Frieda Riess in der Photographischen Lehranstalt des Lette-Vereins, und gründeten ihre eigenen erfolgreichen Fotoateliers. Ihre Aufnahmen erschienen in Ullstein-Blättern wie Die Dame, sie waren international gefragt und präsentierten ihre Arbeiten in vielen Ausstellungen darunter Fotografie der Gegenwart (1929). 

Viele der bei Ullstein beschäftigten Fotografinnen und Fotografen waren der Verfolgung des NS-Regimes ausgesetzt. Einige Biografien werden in der Ausstellung am Wannsee genauer vorgestellt, so auch die der gefragten Yva. Schon 1933 wurde ein erstes Arbeitsverbot ausgesprochen. Dieses konnte die Lichtbildkünstlerin zunächst durch die Zusammenarbeit mit einer Agentur umgehen. 1936 übertrug sie ihre Firma an eine nicht-jüdische Freundin, sodass das Atelier weitergeführt werden konnte. Ab 1936 volontierte der damals 16-jährige Helmut Newton bei Yva. Obwohl sie die Emigration mehrfach in Betracht gezogen hatten, entschieden sich Yva und ihr Ehemann Alfred Simon dagegen. Im Juni 1942 wurden sie von der Gestapo verhaftet und deportiert.Sie starben wenige Monate danach im Konzentrationslager im besetzten Polen, entweder in Lublin-Majdanek oder in Sobibór. 

PUBLIKATION 
Zur Ausstellung erscheint der begleitende Katalog „Meeting Liebermann. Fotoporträts aus der Sammlung Ullstein“ in deutscher Sprache mit zahlreichen Abbildungen, einem Vorwort von Dr. Johannes Nathan sowie Essays und Werktexten von Viktoria Krieger, Dr. Lucy Wasensteiner und Dr. Katrin Bomhoff (45 Seiten, 40 Abbildungen, Max-Liebermann-Gesellschaft, 15,00 €). 


Öffnungszeiten:
Mittwoch - Montag: 10:00 - 18:00 Uhr
Dienstag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: 

Yva, Max Liebermann, Porträt von hinten, 1930, ullstein bild - Yva
25.03. - 03.07.2023

Meeting Liebermann. Fotoporträts aus der Sammlung Ullstein

Liebermann Villa am Wannsee

Colomierstraße 3
14109 Berlin