Für die mit dem Preis verbundene Ausstellung konzipierte Olaf Nicolai eine neue Installation: "Die Flamme der Revolution, liegend (in Wolfsburg)". Mit der Anspielung auf eine Skulptur, die für den Außenraum geschaffen wurde und nun in der Städtischen Galerie Wolfsburg präsentiert wird, formuliert Nicolai in einer für seine Arbeiten charakteristischen Weise den Zusammenhang zwischen formalen Prozeduren und der Konstitution von Bedeutungen.

Das von Siegbert Fliegel entworfene Monument "Flamme der Revolution" war 1967 am Hansering in Halle zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution errichtet worden. Da es sich um ein von der politischen Führung in Auftrag gegebenes Großprojekt handelte, wurden Entwurf und Ausführung inhaltlich entsprechend reglementiert. Fliegels Skulptur orientierte sich an Vorbildern wie Walter Gropius` Märzgefallenendenkmal (Weimar, 1923) oder Tatlins Modell eines Denkmals der Dritten Internationale (1919) - ein gegenläufiges Spiralskelett mit eingelassenen Raumkörpern-, die in ihrer abstrakten Formensprache eine Verbindung von technischem und gesellschaftlichem Fortschritt postulierten.

In Halle entstand eine monumentale, eindrucksvoll dynamische Betonplastik von 24 Meter Höhe, die sich aus 10 Betonteilen zusammensetzt. Obwohl Fliegel eine farbige Fassung ablehnte und "eine saubere Figur, eine reine weiße Form" für seinen Entwurf favorisierte, wurde auf Anweisung der Auftraggeber die Plastik in den "Farben des Feuers" gestaltend gefasst. Bei einer späteren Erneuerung der Fassung entschied man sich dann für ein einheitliches Rot. Heute ist die Fassung mit Graffitis verschiedenster Motive übersät, so dass das Monument stark angegriffen erscheint. Im derzeitigen Stadtbild führt das Kunstwerk eher ein Schattendasein, da auch die Platzgestaltung seit Mitte der neunziger Jahre wesentliche Veränderungen erfahren hat. War der Aufstellungsort vor der Wende repräsentativer Ausgangspunkt für Demonstrationen und Paraden gewesen, so dient er heute als Zugang für ein Parkhaus.

Die Installation in Wolfsburg überführt das Hallenser Monument in den Ausstellungsraum und wandelt es dabei in eine Skulptur, die auf den ersten Blick durch ihre Form fasziniert. Da nicht nur der Ort, sondern auch die Art der Aufstellung der "Flamme der Revolution" - von aufrecht stehend zu liegend - verändert wird, ergeben sich neue Zuschreibungen und Optionen: "reine" abstrakte Plastik, Element für einen Spielplatz und / oder Reformulierung eines memento mori.

Durch die Fenster des Ausstellungsraumes sind das VW-Werk, Wohnsiedlungen und die 2001 fertiggestellte Auto-Stadt mit Verkaufspavillons, Kultureinrichtungen und Hotel zu sehen.

"Die Produktion von Kultur ist die letzte Stufe des Kapitalismus, dessen wesentliche Triebkraft es von jeher war, immer mehr menschliche Aktivitäten für das Wirtschaftsleben zu vereinnahmen." (Jeremy Rifkin)

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Monographie zum Werk von Olaf Nicolai im Hatje Cantz Verlag, in englischer und deutscher Sprache mit zahlreichen Farbabbildungen und Texten von Charles Esche, Magnus Haglund, Niels Plath, Raimar Stange, Barbara Steiner, Slavo Zizek, Herausgeber Susanne Pfleger.


Öffnungszeiten:
Dienstag: 13:00 - 20:00 Uhr
Mittwoch - Freitag: 10:00 - 17:00 Uhr
Samstag: 13:00 - 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 -18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: staedtische-galerie-wolfsburg.de