Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts das Menschenbild revolutioniert. Seine Idee vom »Unbewussten« wurde zum Motor der europäischen Avantgarde seiner Zeit und wie kein anderer prägte er die Kultur des 20. Jahrhunderts. So hatte seine Vorstellung, dass das menschliche Fühlen, Denken und Handeln stark vom Unbewussten beeinflusst ist, zu Beginn des letzten Jahrhunderts die europaweite Künstlerbewegung des Surrealismus mitbegründet.  

Mit INNENWELTEN wird eine Überblickschau geboten, die anhand von 50 ausgewählten Positionen internationaler Künstler*innen einen Bogen über eine mehr als 100 Jahre andauernde Rezeptionsgeschichte spannt und die Wirkmacht seiner Konzepte auf die Bildende Kunst mit rund 100 Werken in einem sowohl chronologisch als auch thematisch (Traum/Eros und Thanatos/das Unheimliche) angelegten Parcours präsentiert.
 
Die Ausstellung spürt der Wechselwirkung der Freud’schen Theorien und der Kunst des 20. Jahrhunderts bis heute nach: Von kreativen Verfahren zu Beginn des letzten Jahrhunderts, die die Untiefen des Unbewussten mittels Collage, Frottage oder Rayogrammen zu materialisieren suchten, über die existenzialistischen Ansätze der Nachkriegszeit bis hin zur Konzeptkunst der 1980er Jahre und zu feministischen Positionen der Postmoderne, die das Erbe des Denkmeisters der Psychoanalyse in der Sprache der Kunst mitunter auch kritisch reflektieren. Im Rückgriff auf das Freud’sche Leitmotiv des Unheimlichen machen Künstlerinnen und Künstler seit den 1990er Jahren bis heute dieses für die Gegenwartsbeschreibung produktiv und führen angesichts einer von Krisen und Zerstörung geprägten Gegenwart in ihren Werken vermehrt verdrängte, verstörende Aspekte unserer Wirklichkeit vor Augen.

Die Ausstellung und das Katalogbuch sowie ein umfassendes Rahmenprogramm inspirieren zu einem vertieften Blick auf die eigene Innenwelt. Darüber hinaus machen sie aber auch bewusst, in welcher Wechselwirkung wir zu Anderen stehen und dass wir als Einzelne auch die Gesellschaft mitprägen.
 
Eine Ausstellung der Kunsthalle Tübingen in Kooperation mit dem Sigmund Freud Museum Wien.