Etwa ein Viertel aller Karlsruherinnen und Karlsruher hat einen Zuwanderungshintergrund. Welche persönlichen Erfahrungen stecken hinter dieser Statistik? Welche Geschichten und Erinnerungen? Und wie kann man diese sichtbar machen? Die neue Studioausstellung „Global Family“ in der Sammlungsausstellung „WeltKultur / GlobalCulture“ veranschaulicht ab 22. April die vielfältige Herkunft von Menschen in Karlsruhe und ihre Verbindungen aus der Fächerstadt in die ganze Welt.

Nach einer Idee der Journalistin und Filmemacherin Ana Rios visualisieren der Künstler Markus Jäger und der Fotograf Jens Steffen Galster in einer analog wie digital partizipativen Ausstellung weitreichende Netzwerke von Karlsruherinnen und Karlsruhern rund um den Globus. Die Themen Migration und Mobilität, die individuellen Erlebnisse und Erzählungen der Betroffenen stehen im Fokus. Diesmal rücken Familien und Freundeskreise in den Blickpunkt – bilden diese doch in der Gegenwart immer häufiger weltumfassende Netzwerke. So kann ein und dieselbe Person Familie mit Wohnsitz in Nordamerika und Südostasien, auf der Arabischen Halbinsel ebenso wie in Nord-und Südeuropa besitzen. Auf diese Weise eröffnen sich heutzutage für viele Menschen ganz neue Dimensionen von familiären Wanderungen, diversen Lebenswelten und existenziellen Veränderungen. Engste Verwandtschaften driften über die Welt auseinander und bleiben unter anderem doch über Soziale Medien in Verbindung. Bei „Global Family“ geht es um die kulturelle Teilhabe von Menschen, die durch Migration oder Flucht über eben solche weltumspannenden Kontakte verfügen und im ständigen Austausch miteinander stehen.

In die stetig wachsende Ausstellung führen ausdrucksstarke Portraits von Karlsruherinnen und Karlsruhern unterschiedlicher Herkunft ein. Zwei große Karten – eine Weltkarte und eine Europakarte – vereinen ihrer aller Lebenswege und Schicksale mit der anderer zu einem visuellen Erlebnis. Ausgehend von der Fächerstadt Karlsruhe belegt das sich verdichtende Netz aus eigenhändig gesponnenen Bindfäden zwischen geographisch weit entlegenen Ländern Kontakte einzelner wie vieler Personen. Auf anschaulicher Weise verknüpfen sich so über nationale Grenzen hinweg die unterschiedlichen Wege miteinander. Besucherinnen und Besucher unseres Museums sind eingeladen, aktiv mitzuwirken! Durch Weben und knüpfen zeigen auch sie uns, wie weit die eigenen Verbindungen in die Welt hinausreichen. Ein Schiffsmodell inmitten des Raums steht stellvertretend für das reale Schiff – seit jeher Sinnbild für Reise, Exil, Erkundung, Weite und Verbundenheit. In diesem Modell dürfen zusätzlich Gedanken und Erfahrungen geteilt werden. 

Die Ergebnisse dieses partizipativen Projektes fließen kontinuierlich in die Studioausstellung in der Sammlungsausstellung „WeltKultur / GlobalCulture“ ein. Weil mittlerweile Menschen rund um die Welt Soziale Medien nutzen, um gegenseitig in Verbindung zu bleiben, wird die Ausstellung um ein digitales Forum erweitert. Die jüngst entwickelte Plattform des Badischen Landesmuseums – das „Creative Museum– wird in vier über das Ausstellungsjahr verteilten und zeitlich begrenzten Kampagnen aus Beiträgen des Museums und Mitwirkenden aus aller Welt Raum für weitere Vernetzung, Diskussion und Austausch bieten. Verschiedene Abstimmungs- und Feedbackmöglichkeiten, hinterlegt mit gewohnten Gamification-Elementen, werden Menschen aus aller Welt mit ähnlichen Fragestellungen zueinander führen. Die Ergebnisse aus diesen Kampagnen werden archiviert und sind während der Laufzeit der Ausstellung, aber auch vergleichbar mit einer Zeitkapsel der Jahre 2023/2024 noch in Jahren nachzulesen.