Digitale Kunst seit 1859? Was hat digitale Kunst mit dem analogen 19. Jahrhundert zu tun? Und wie beeinflusst die Digitalisierung heute Künstlerinnen und Künstler?

Längst hat die Digitalisierung auch die Kunst erreicht - weltweit erfinden Künstler*innen neue digitale Räume und Erzählungen. DIMENSIONS zeigt, dass es sich hierbei weniger um einen neuen Trend, sondern vielmehr um eine Konstante der Kunstgeschichte handelt, die immer schon vom Dialog neuer Technologien und künstlerischer Ausdrucksweisen geprägt wurde.

TEILNEHMENDE KÜNSTLER*INNEN UND KUNST-KOLLEKTIVE (u.a.)
Peggy AHWESH (USA), Refik ANADOL (TÜRKEI/USA), LaTurbo AVEDON, Golnaz BEHROUZNIA & Dominique PEYSSON (IRAN/FRANKREICH), Danielle BRATHWAITESHIRLEY (UK), Jean Michel BRUYÈRE mit Matthew MCGINITY (AUSTRALIEN), Delphine VARAS (FRANKREICH) & Thierry ARREDONDO (FRANKREICH), Emmanuel CARLIER (FRANKREICH), CHOE U-Ram (SÜDKOREA), Henri-Georges CLOUZOT mit Martina MRONGOVIUS (FRANKREICH/ AUSTRALIEN), Matt DESLAURIERS (KANADA), DUMB TYPE (JAPAN), Ivana FRANKE (KROATIEN/DEUTSCHLAND), Joan GINER (FRANKREICH), GRANULAR SYNTHESIS (ÖSTERREICH), Claudia HART (USA), Kurt HENTSCHLÄGER (ÖSTERREICH/USA), HOSOO + Shoya DOZONO & Ken FURUDATE (JAPAN), HU Jieming (CHINA), Ry?ji IKEDA (JAPAN), Sarah KENDERDINE & Jeffrey SHAW (NEUSEELAND/AUSTRALIEN), Ryoichi KUROKAWA (JAPAN), LFKs (FRANKREICH), Ulf LANGHEINRICH (DEUTSCHLAND/ ÖSTERREICH/GHANA), Alberto MANGUEL / Robert LEPAGE / EX MACHINA (KANADA/ARGENTINIEN), LU Yang (CHINA), Julien MAIRE (FRANKREICH), MIAO Ying (CHINA/USA), Kat MUSTATEA (USA), Nam June PAIK (SÜDKOREA/USA), Christian PARTOS (SCHWEDEN), Projet EVA (KANADA), C.E.B. REAS (USA), Mika TAJIMA (USA), Shiro TAKATANI (JAPAN), René VIÉNET (FRANKREICH), Susanne WAGNER (DEUTSCHLAND), François WILLÈME (FRANKREICH), WU Ziyang (CHINA/USA)

KÜNSTLER*INNEN IN DEN VIRTUELLEN AUSSTELLUNGEN DER EPOCH GALLERY
Studio ABOVE & BELOW, Nancy BAKER CAHILL, Carolina CAYCEDO, Carrie CHEN, Vitória CRIBB, Patricia ECHEVERRIA LIRAS, Jakob KUDSK STEENSEN, LI Jiabao, Elana MANN, Martina MENEGON, OPERATOR, Alfredo SALAZAR-CARO, Nathan SHAFER, Sasha STILES, Hana YOO

„Hauptmotivation für diese Ausstellung ist es, die neuesten Trends in der elektronischen Kunst zu zeigen, aber auch einen Blick auf ihre Wurzeln und Entwicklungen zu werfen", so RICHARD CASTELLI, der das Ausstellungskonzept als leitender Kurator entwickelt hat.

Auf 10.000 Quadratmetern werden rund 60 Kunstwerke vom 19. Jahrhundert bis heute gezeigt und so ein einzigartiges Ausstellungserlebnis geschaffen, das auf faszinierende Weise greifbar macht, wie Kunst und technologische Entwicklungen zusammenhängen. Es werden u.a. vier Neuproduktionen, zehn europäische Premieren und 17 deutsche Premieren in den Pittlerwerken in Leipzig präsentiert.

„Es ist interessant zu sehen, dass die elektronischen Künste zusammen mit der Entwicklung der Technologie eine gewisse Reife erreicht haben; man könnte von einem neuen ,Klassizismus‘ mit eigenen Regeln sprechen, der sich vom Wesen und den Besonderheiten der elektronischen Künste entfernt. Dies ist bisher nicht explizit herausgearbeitet worden. Die Ausstellung zeigt elektronische und digitale Kunst in einem größeren Kontext als üblich. So beschränkt sich das Kapitel ‚Immersion‘ nicht auf die virtuelle Realität, sondern präsentiert auch physisch-immersive Umgebungen, sei es durch 3D-Projektionen oder durch direkte Stimulation des Gehirns der Betrachtenden. Neue Kreationen und NFTs werden neben bereits klassischen elektronischen Kunstwerken ausgestellt, beginnend mit der ersten Intuition von 3D-Scanund Druckkonzepten durch den französischen Fotografen und Bildhauer François Willème im Jahr 1859“, führt Castelli weiter aus.

Die Ausstellung gliedert sich in Kapitel wie Medien- und Videokunst, immersive Kunst, Roboterkunst, Algorithmisch-generative Kunst oder Virtual and Augmented Reality und verbindet auf spektakuläre Weise Geschichte und Gegenwart.

„Neue Technologien sind allgegenwärtig und werden zunehmend zur Projektionsfläche für Erwartungen und Befürchtungen – von KI bis Blockchain. In der Ausstellung DIMENSIONS gehen wir der Frage nach, was wir als Gesellschaft von der Kunst lernen können, um die digitale Transformation zu meistern. Je mehr Möglichkeiten sich durch Technologie auftun, desto wichtiger werden menschliche Fähigkeiten wie Kreativität und Kontextkompetenz", sagt DR. DAN XU, Co-Kuratorin der Ausstellung.

Der Ausstellungsort, die imposante Industriearchitektur einer ehemaligen Maschinenfabrik aus der Zeit der Industrialisierung, steht für eine Epoche, in der die Technik schon einmal das gesellschaftliche Leben revolutioniert hat und ist prädestiniert für das Thema der Ausstellung unter dem Motto Vergangenheit trifft Zukunft. Zudem freut sich Richard Castelli, die Ausstellung in Leipzig zu zeigen, „der Geburtsstadt von Gottfried Wilhelm Leibniz, der Elemente der binären Logik entwickelte, die zur Grundlage der Informatik wurden, und der auch für die Schönheit und Ästhetik der binären (digitalen) Welt empfänglich war, womit er auch den Kern dieser Ausstellung vorwegnahm."

Die Inszenierung der teils raumgreifenden Kunstwerke bezieht die Besucher*innen unmittelbar mit ein. Gleich beim Betreten der imposanten Industriehallen werden die Erwartungen an eine Ausstellung digitaler Kunst in Frage gestellt. Mit der für die Pittlerwerke ortspezifischen Rauminstallation von IVANA FRANKE werden die Schwellen unserer Wahrnehmung hinterfragt. Ihre multi-disziplinäre Arbeit stützt sich auf Forschungen aus der Neurowissenschaft und verbindet Technologie und Architektur.

Historisch beginnt die Ausstellung mit dem französischen Fotografen und Bildhauer FRANÇOIS WILLÈME, dem es im Jahr 1859 durch den gleichzeitigen Einsatz von 24 Kameras gelang, Motive aus allen Perspektiven aufzunehmen. Durch die Überlagerung dieser simultan gewonnenen fotografischen Abbilder bereitete er mit seinen Fotoskulpturen den Weg für den heutigen 3D-Scan. Die Besucher*innen erhalten mithilfe eines QR-Codes ein Augmented Reality 3D-Modell der in der Ausstellung gezeigten Fotoskulptur, ein Selbstporträt von Willème, das sie auf ihrem Mobiltelefon mit nach Hause nehmen können.

Andere Arten des Eintauchens in die digitale Kunst werden in der Ausstellung als immersive Projektionen präsentiert: Die beiden monumentalen stereoskopisch-audiovisuellen 3D-Werke „MOVEMENT-L“ und „WAVEFORM-L“ von ULF LANGHEINRICH sind speziell für die Schau entstanden. Sie machen das Spannungsverhältnis zwischen Zeit, Raum, Körper und Technologie sichtbar. Die Nebel- und Stroboskop-Installation von KURT HENTSCHLÄGER ist ein ambientartiges Soundscape mit kaleidoskopischen Eindrücken aus Lichtreizen.

Die Roboterkunst repräsentiert den physisch greifbaren Aspekt der technikbasierten Kunst. Die beweglichen, organisch-mechanischen Lichtskulpturen von CHOE U-RAM zeigen ein fiktives Ökosystem, das von kybernetischem Leben bevölkert ist. Mit der 3D-Wassermatrix schaffen CHRISTIAN PARTOS und SHIRO TAKATANI Wasserskulpturen und Wasseranimationen, bei denen die Schwerkraft der Wassertropfen verlangsamt, aufgehoben oder sogar umgekehrt wird.

In den Installationen von LU YANG und LATURBO AVEDON spielen Avatare eine zentrale Rolle. Als digitale Version ihrer selbst schaffen sie multiple virtuelle Identitäten und betonen damit die Potenziale von nicht-physischen und fluiden Identitäten. Sie nehmen in digitalen Skulpturen, Fotografien und Videos Elemente aus der aktuellen Netzkultur auf und setzen sich kritisch mit dem Medium Internet und seinen technologischen und ökonomischen Entwicklungen auseinander.

„Die ausgestellten Kunstwerke veranschaulichen, wie digitale Technologien unsere Wahrnehmung der Realität formen und verzerren. Im Rahmen des begleitenden Symposiums wollen wir ein Gespräch mit internationalen Expert*innen aus Kunst, Wirtschaft und Politik sowie prominenten Stimmen aus der Zivilgesellschaft führen, um die Chancen und Herausforderungen von Zukunftstechnologien kritisch zu beleuchten“, sagt die Co-Kuratorin DR. CLARA BLUME mit einem Ausblick auf das Konferenzprogramm.


Öffnungszeiten:
Mittwoch: 10:00 – 18:00 Uhr
Donnerstag: 12:00 – 20:00 Uhr
Freitag – Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr
Montag - Dienstag: geschlossen

Weitere Informationenund Tickets direkt unter: dimensions-digital-art.de