In der Weimarer Republik reüssieren erstmals Frauen auf dem internationalen Kunstmarkt – darunter die Zeichnerin, Malerin und Holzbildhauerin Rosy Lilienfeld, die Bildhauerin und Malerin Amalie Seckbach, die Autorin, Zeichnerin und Illustratorin Erna Pinner und die Malerin Ruth Cahn. Die vier Künstlerinnen stellen international aus, reisen um die Welt und entwickeln sich zu weithin wahrgenommenen Kosmopolitinnen. Ihre Werke werden gefeiert, gesammelt und gedruckt, ihre Ateliers in Frankfurt am Main von vielen aufgesucht. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bereitet ihren Karrieren ein jähes Ende. Rosy Lilienfeld wird 1942 in Auschwitz, Amalie Seckbach 1944 in Theresienstadt ermordet. Erna Pinner gelingt die Flucht nach London, wo sie als Illustratorin naturwissenschaftlicher Bücher ihr Geld verdient und bis 1987 lebt. Ruth Cahn flieht nach Santiago de Chile und kehrt Anfang der 60er Jahre als unbekannte Künstlerin zurück nach Frankfurt.

Lilienfeld und Seckbach sind heute weitgehend unbekannt. Auch Cahn und Pinner gelingt es – wie zahlreichen anderen Kunstschaffende – nicht, im Exil an ihre Erfolge anzuknüpfen. Alle vier geraten nach der Schoa in Vergessenheit. Die Ausstellung „Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege“ verschafft Ihnen nun die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.

Den Ausgangpunkt der Ausstellung bildet ein Artikel der Kunsthistorikerin Dr. Sascha Schwabacher, der im Mai 1935 im „Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt“ unter dem Titel „Atelierbesuch bei Frankfurter Künstlerinnen“ erscheint. Schwabacher erinnert sich darin an die Atelierbesuche bei den vier Künstlerinnen und stellt diese in Kurz-Porträts vor. Die Ausstellung erinnert in der Gestaltung von vier distinkten Räumen, denen jeweils eine eigene Farbe zugeordnet ist, an die vier Ateliers.

Neben dem Artikel von Schwabacher stellt sie eine Zeitung mit zeitgenössischen Text den vier Künstlerinnen sowie Selbstzeugnisse als Audiobeiträgezur Verfügung.

Im Eingangsbereich sind sowohl Stadtansichten, die Topografie Frankfurts und seiner Kunstszene in den1920er Jahre zu sehen, als auch das Bild der „Neuen Frau“ und die damit einhergehenden Selbstinszenierungen in Kunst und Fotografie. Neben den vier farbigen Räumen, die zu Begegnungen mit den Werken der vier Künstlerinnen aus der Zeit der Weimarer Republik einladen, sind in einem zusammenhängenden abschließenden Raumgefüge auch die Werke zu sehen, die sie nach der nationalsozialistischen Machtübernahme schufen. In ihnen zeichnet sich eine weitreichende Flucht in die Fantasie ab. Diese Flucht wird von der eigens entwickelten Auftragsarbeit der zeitgenössischen Künstlerin Elianna Renner aufgegriffen und reflektiert, die in einem separaten Raum zu sehen ist. Die Arbeit setzt sich mit den beiden weithin unbekannten Künstlerinnen Ruth Cahn und Amalie Seckbach auseinander und widmet der Erinnerung an sie die dreiteilige Medieninstallation „Re per toire“.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: juedischesmuseum.de

Ruth Cahn, Frau im lila Kleid (Porträtstudie), 1920er Jahre, Öl auf Leinwand, 74 × 61 cm, Privatsammlung M. Kopp
24.11.2022 - 29.05.2023

Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege

Jüdisches Museum Frankfurt

Bertha-Pappenheim-Platz 1
60311 Frankfurt am Main