Bernardo Bellotto zeichnet

2022 jährt sich der Geburtstag von Bernardo Bellotto (1722-1780) zum 300sten Mal. Bernardo Michiel Bellotto trat um 1735 in die Werkstatt seines Onkels und Lehrers Giovanni Antonio Canal (1697-1768), genannt Canaletto, ein. Hier entwickelte er sich zu einem der bedeutendsten Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts.  Berühmt wurde Bellotto mit Stadtansichten von Venedig, Rom, Dresden, München, Wien und Warschau, in denen er das Erbe seines Onkels Canaletto fortführte.

Im Laufe seines Lebens dürfte Bellotto einige Tausend Zeichnungen geschaffen haben. Erhalten haben sich davon jedoch nur etwa 140 Arbeiten. Knapp die Hälfte dieser Zeichnungen befindet sich heute in der Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Die Darmstädter Sammlung ist damit neben dem Warschauer Königsschloss die größte Bellotto-Sammlung weltweit.

Anlässlich seines 300sten Geburtstages feiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt den Künstler mit der großen Ausstellung »Remember Venice!«. Das Konvolut der Bellotto-Zeichnungen befindet sich seit 1829 im Bestand des HLMD. Es kam gemeinsam mit vier Zeichnungen von Bellottos Onkel und Lehrmeister Canal in den Museumsbestand. Das Besondere ist, alle Blätter stammen aus ein und derselben Quelle, nämlich dem Nachlass des Künstlers selbst. Bislang wurde dieser Bestand nur ein einziges Mal nämlich 1981 in Darmstadt ausgestellt. 40 Jahre danach verspricht die erneute Präsentation wesentliche neue Erkenntnisse. So werden wichtige kunsthistorische Forschungsergebnisse sowie neue papierrestauratorische Untersuchungen einfließen, die im Jahr 1981 noch nicht vorlagen.

Der Schwerpunkt der Darmstädter Zeichnungen liegt auf Bellottos italienischen Schaffensjahren zwischen 1735 und 1746, in denen sich die Entwicklung des jungen Künstlers zum eigenständigen Vedutenmaler vollzieht. Die ersten Blätter zeigen den Künstler noch ganz unter dem Einfluss seines Onkels Canal, während späte Blätter schon eine große Eigenständigkeit erkennen lassen, die Bellotto in Auseinandersetzung mit seinem berühmten Lehrer entwickelt. Die letzten Zeichnungen wiederum lassen dann schon das ganze Bildkonzept erkennen.

In der Darmstädter Ausstellung werden Bellottos Zeichnungen aus seiner Zeit in Italien durch einen Ausblick auf Bellottos Dresdner Schaffensperiode ergänzt. Denn dank einer Schenkung aus dem Jahr 2020 können wir mit über 30 Radierungen seine Veduten von Dresden, Pirna und Königstein dokumentieren.

Die Darmstädter Ausstellung wird die für Dresden und Warschau geplante Retrospektive zu Bernardo Bellotto inhaltlich ergänzen. Denn anders als die Gemäldebestände in Dresden oder Warschau richten die Darmstädter Zeichnungsbestände ihren Fokus auf Italien mit den Städten Venedig, Rom, Padua und Verona. Anhand ihrer hochempfindlichen Zeichnungen zeigt die Darmstädter Ausstellung die künstlerische Entwicklung Bernardo Bellottos und führt die große thematische Vielfalt und zeichnerischer Virtuosität dieses Meisters der italienischen Vedute vor Augen.