Die Weserburg Museum für moderne Kunst zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung von Kay Rosen in Europa. Die US-Amerikanerin (*1943 in Corpus Christi, Texas, lebt in New York City und Gary. Indiana) nutzt seit den 1970er Jahren Sprache als künstlerisches Material. International bekannt ist sie vor allem für Wandarbeiten, die dinzelne Wörter, Sätze oder Buchstabenfolgen wiedergeben, oft in gewaltiger Größe. Minimalistische Form, ästhetische Kraft und kluger Inhalt kommen hier eindrücklich zusammen.

Kay Rosen gibt alltäglichen Begriffen und Wörtern durch deren Anordnung sowie typografische und farbige Gestaltung irritierende Wendungen. Oft sind es subtile Anpassungen mit erstaunlichen Ergebnissen. Seien es Wortneuschöpfungen, Umdeutungen oder lautmalerische Erkundungen, Rosen legt immer wieder überraschende Bedeutungsebenen frei. Dabei kommen gesellschaftskritische Fragen in den Blick. Denn in dem mittlerweile fünf Jahrzehnte umfassenden Werk wird augenscheinlich, wie Sprache unser Denken und Handeln grundlegend prägt.

Ob Klimakrise, AIDS, Genderfragen oder das Verhältnis von Macht, Selbstermächtigung und Ohnmacht - ihre Werke sind von politischen Themen durchdrungen, reflektieren in pointierter Form aktuelle Debatten Kay Rosen betont jedoch, dass sie nicht von Politik, sondern von der Sprache selbst angetrieben wird. Sie sucht stets neue Verbindungen von Bild, Wort und Schrift. Hierfür nutzt sie vielfältige visuelle und typografische Strategien, die eine Brücke schlagen zwischen den Disziplinen von bildender Kunst, Literatur und Poesie. Mit Freude erprobt sie hierbei den Regelbruch. So schafft sie Wortspiele und Sprachbilder, die nicht selten mit Witz und Leichtigkeit verführen und erst nach und nach ihre Doppelbödigkeit offenbaren.

So wird zum Beispiel das Wort Kuss (Kiss*) mit wenigen Eingriffen zu einem „Kiss of Death". Oder eine wandfüllende Auflistung historischer Machthaber und Päpste endet auf irritierende Weise mit dem Namen des US-amerikanischen Bürgerrechtsaktivisten Malcolm X. Kay Rosen ist so gesehen beispielgebend. Denn ihre Werke und „Wörter schreien nicht nach Veränderung, sondern setzen sie leise um, sie gehen mit gutem Beispiel voran" (Kenneth Goldsmith).

Kay Rosen steht in einer Linie mit anderen wichtigen Sprachkünstler*innen ihrer Generation wie zum Beispiel Lawrence Weiner, Barbara Kruger oder Jenny Holzer. Und damit passt sie auch inhaltlich ideal zum Programm der Weserburg mit Schwerpunkten in den Bereichen Conceptual Art, Minimal Art, der sprachbasierten Kunst und nicht zuletzt mit der Abteilung Zentrum für Künstlerpublikationen.

Die Ausstellung in Bremen versammelt rund 40 Werke, darunter eine Reihe großformatiger Wandarbeiten, Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Videos. Neben exemplarischen Hauptwerken ist auch ein neues, sechsteiliges Sprachbild zu sehen, das speziell für die Räume des Museums entwickelt wurde.

„Die Weserburg ermöglicht zum 80sten Geburtstag von Kay Rosen die Neu- und Wiederentdeckung eines vielschichtigen künstlerischen Werks, das humorvolle Leichtigkeit und analytische Schärfe auf unverwechselbare Weise miteinander verbindet und nun erstmals umfassend in Europa vorgestellt wird." Ingo Clauß, Kurator der Ausstellung.