Mit 195 Werken verfügt das Saarlandmuseum über einen beachtlichen Bestand an Arbeiten des in Speyer geborenen Künstlers Hans Purrmann (1880-1966). Ein Großteil dieser Werke ist durch die Eingliederung der umfangreichen Privatsammlung des Kunstsammlers Franz Josef Kohl-Weigand in den Bestand des Saarlandmuseums gelangt.

Ab dem 18. März präsentiert die Modernen Galerie des Saarlandmuseums in der Ausstellung Hans Purrmann und der Akt – Zwischen Manet und Matisse 55 Werke (davon 7 Gemälde und 48 Graphiken) des europaweit bekannten Künstlers. Teile dieser Auswahl werden erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Ergänzt wird die Schau durch 5 hochkarätige Leihgaben aus dem Museum Wiesbaden, dem Museum Purrmann - Haus Speyer und aus Privatbesitz.  Um Purrmanns intensive Auseinandersetzung mit der französischen Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts erfahrbar zu machen, setzt die Ausstellung die Werke Purrmanns in Bezug zu dessen Weggefährten, Lehrern und Vorbildern – mit sieben Arbeiten von Édouard Manet, Henri Matisse und Pierre-Auguste Renoir.

Hans Purrmann profilierte sich seit seinen künstlerischen Anfängen und in all seinen Schaffensperioden als akribischer Beobachter und Zeichner des menschlichen Körpers. 700 Aktdarstellungen aus dem 1200 Blätter umfassenden zeichnerischen Œuvre spiegeln dieses Darstellungsinteresse wider. In Anbetracht der Vielzahl an Zeichnungen und ihrer stilistischen Varianz ermöglichen diese Arbeiten zugleich Rückschlüsse auf die Entwicklung des Künstlers. Erstaunlich präzise lassen sich geographische Ortswechsel Purrmanns und damit einhergehende neue Inspirationsquellen (durch neue Lehrerpersönlichkeiten oder den Besuch von Abendakten, Ausstellungen und Kunstsalons) anhand einer veränderten Figurenauffassung und des Ausprobierens neuer Zeichentechniken nachvollziehen. Auch spiegeln die Zeichnungen Purrmanns unablässigen und beinahe obsessiven Drang, sich künstlerisch fortzuentwickeln – greifbar auch in den rasch aufeinanderfolgenden Wechseln des eigenen Lebens- und Schaffensmittelpunktes.

Als besonders prägend und für seine künstlerische Grundhaltung maßgeblich muss Purrmanns Zeit in Paris gewertet werden. Über einen Zeitraum von neun Jahren (1905-1914) etablierte sich Purrmann fest im Pariser Kunstmilieu, umgab sich mit Künstler*innen, Mäzen*innen und Kritiker*innen und gilt als treibender Motor für die Gründung der Académie Matisse, der er als ‚massier‘ (dtsch.: Atelierältester) vorstand und für deren reibungslosen Betrieb er maßgeblich verantwortlich war.

Über die Hälfte aller Aktzeichnungen und 17 Gemälde mit diesem Motiv fallen in die Pariser Jahre Purrmanns und heben den Stellenwert dieses Sujets, das sich geradezu leitmotivisch durch sein Werk zieht, hervor. Wenngleich diese Arbeiten auch das Suchen des jungen Künstlers nach einer eigenen künstlerischen Formensprache erkennen lassen, wird an ihnen doch vor allem die Auseinandersetzung mit Schlüsselfiguren der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts evident – allen voran jene mit seinem Lehrmeister und Freund Henri Matisse. 

 Die Ausstellung wird durch ein breites Vermittlungsangebot für alle Altersklassen ergänzt. Neben öffentlichen Führungen, Kuratorinnenführungen und dem beliebten museum after work - Format findet an zwei Terminen ein Kreativworkshop für Erwachsene zum Thema „Aktzeichnen nach Hans Purrmann – Zeichnen mit Modell“ statt. Zudem laden zwei Abendvorträge von Dr. Felix Billeter (Hans Purrmann Archiv München) und Dr. Andrea Jahn (Kunst- und kulturwissenschaftliche Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz) zur spannenden Auseinandersetzung mit Purrmann und dem Thema des Akts in der Kunstgeschichte ein. Schulklassenangebote und Kreativworkshops für Kinder runden das Begleitprogramm ab. 

Die Vernissage findet am 17. März um 19:00 Uhr statt, alle Besucher*innen sind hierzu herzlich eingeladen, der Eintritt zur Vernissage ist kostenfrei.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr 
Mittwoch: 10:00 - 20: Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kulturbesitz.de

Hans Purrmann, Liegender weiblicher Akt, 1906, Tusche über Bleistift auf Bütten, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
18.03. - 04.06.2023

Hans Purrmann und der Akt – Zwischen Manet und Matisse

Saarlandmuseum - Moderne Galerie

Bismarckstraße 11-15
66111 Saarbrücken