Das Amerikahaus München zeigt großformatige Fotografien der amerikanischen Künstlerin Anastasia Samoylova. Die Ausstellung Floridas präsentiert die vielen widersprüchlichen Facetten des US-Staates.
Touristendestination. Strände. Sumpflandschaften. Quietschbunte Hausfassaden. Überschwemmungen. Florida ist ein ganz besonderer Ort, der politisch, kulturell und ökologisch von Gegensätzen geprägt ist. Die amerikanische Künstlerin Anastasia Samoylova zeigt in ihrem fotografischen Roadtrip den Sunshine State Florida in seinen vielen Facetten und kratzt damit an der schillernden Fassade des amerikanischen Traums. Ihre Aufnahmen spüren zahlreiche Widersprüche auf, befragen die Identitäten Floridas und zeigen sowohl die urbanen Zentren mit luxuriösen Immobilien als auch verödete Landstriche oder wilde Natur. Auf ihrer Reise porträtiert sie ebenso die Menschen, die ihr begegnet sind.
Florida ist ein Staat voller Widersprüchlichkeiten - subtropische Fantasie und Dystopie zugleich. Er ist gekennzeichnet durch eine tiefe politische Spaltung, farbenfrohe Künstlichkeit und durch die Auswirkungen der Klimakrise. Samoylova erforscht die soziokulturelle Identität des weltweit bekannten Swing States, der bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen in den USA wieder eine besonders bedeutende Rolle spielen wird. Sie zeigt, wie Florida sinnbildlich für die polarisierte Gegenwart der USA mit ihrer komplexen Vergangenheit steht.
Mit ihren bunt schillernden, collageartigen Wirklichkeitsausschnitten transportiert Samoylova die seinerzeit als vulgär empfundene Farbigkeit der New Color Photography in die Jetzt-Zeit. Darunter mischen sich Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Vor dem Hintergrund dieser Dichotomie von inszenierter Wahrnehmung und Realität setzt Samoylova in ihrer künstlerischen Praxis Strategien der kommerziellen Fotografie ein, um sich mit Themen wie Umweltschutz, Konsum und dem Pittoresken zu beschäftigen. Ihre fotografischen Alltagsbeobachtungen schließen sich an die legendären Werke US-amerikanischer Fotograf*innen wie Berenice Abbott, Robert Frank oder Walker Evans an, die zu ihrer Zeit die USA ebenfalls während Road Trips visuell erkundet haben. Als Fotokünstlerin der Gegenwart haucht sie dem typisch amerikanischen Genre der Roadtrip-Fotografie neues Leben ein und setzt dem traditionell männlich geprägten Amerikabild eine weibliche Sicht entgegen.
Die sorgfältig ausgewählten Motive sind visuell direkt und stimmen nachdenklich. Spiegelungen, Reflektionen und Brechungen sind oft in Samoylovas Werk zu sehen. Dabei setzt die Künstlerin zum Beispiel beim Thema Klimawandel nicht auf die Abbildung von Katastrophen, sondern sucht nach subtileren Zeichen – etwa einen blauen Samtsessel, der vor einem umfluteten Haus aus dem Wasser ragt.
Anastasia Samoylova (geb. 1984, UdSSR) ist eine amerikanische Künstlerin, die sich zwischen beobachtender Fotografie und Studioarbeit bewegt. Aufgewachsen in Moskau, lebt sie seit 2008 in den USA. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit Begriffen wie Umweltschutz, Konsum und Pittoreskes auseinander und erkundet zugleich das Spannungsfeld zwischen der materialistischen Inszenierung von Wirklichkeit und einer bedrohten Realität. Zu ihren jüngsten Ausstellungen gehören das Eastman Museum, das Chrysler Museum of Art, The Photographer‘s Gallery, London, das Kunst Haus Wien, das HistoryMiami Museum und das Museum of Fine Arts, Le Locle. Im Jahr 2022 wurde Samoylova in die engere Wahl für den Preis der Deutsche Börse Photography Foundation aufgenommen. Ihre Arbeiten befinden sich u. a. in den Sammlungen des Perez Art Museum, Miami, des High Museum of Art, Atlanta und des Museum of Contemporary Photography, Chicago. Zu ihren veröffentlichten Monografien gehören Floridas (Steidl, 2022) und FloodZone (Steidl, 2019). Sie lebt in Miami, Florida, USA. Die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland präsentierte C/O Berlin Anfang 2023 und wurde kuratiert von Dr. Kathrin Schönegg.
Öffnungszeiten:
Montag - Donnerstag: 10:00 - 17:00 Uhr
Freitag: 14:00 - 20:00 Uhr
Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Samstags und an Feiertagen geschlossen.
Weitere Informationen direkt unter: amerikahaus.de