Neben den formalen Strukturen des Kunstbetriebs, die von Kunstvereinen, Museen und Galerien gebildet werden, sind für die Karrieren vieler Künstlerinnen und Künstler informelle Strukturen des Austausches und der kritischen Begleitung von großer Bedeutung. Wichtige Erkenntnisse kommen oft aus dem Werk von Kolleg*innen, deren Arbeit der eigenen nur wenig verwandt ist. Das Weiterdenken erhält Impulse aus Gruppenausstellungen, die von Kolleg*innen kuratiert werden und kommerzielle Aspekte vernachlässigen zugunsten einer Schau, in der sich Unterschiede feststellen lassen und die auf diese Weise dazu beitragen, die eigene künstlerische Haltung deutlicher wahrzunehmen.
Unter dem Titel „Quartett“ hat die Dresdner Künstlerin Ulrike Mundt ihre Kolleg*innen DAG, Heinz Schmöller und Nadine Wölk zu einer spielerischen Gegenüberstellung eingeladen. Wie in einem Kartenspiel werden hier unterschiedliche Bildsprachen und künstlerische Ansätze eher zufällig durchmischt. Nicht Harmonie ist das Ziel, sondern die Energie der Verschiedenheit, die Lust auf Entdeckungen macht.
DAG
Dag Przybilla, der unter Künstlernamen DAG arbeitet mit den Grundelementen Dreieck, Quadrat und Kreis und schafft geometrische Turbulenzen, die als pulsierende Konstellationen über Leinwände verlaufen, doch darüber hinaus auch Ausstellungsräume und Wände im öffentlichen Raum überfluten können.
DAG wurde 1964 in Eberswalde (DDR) geboren. Nach einem Studium der Kunsterziehung und Germanistik an der Humboldt-Universität Berlin, besuchte er Seminare in Malerei und Druckgrafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Nach 1989 fand er künstlerische Orientierung in London und Berlin. Er ist Kurator zahlreicher Ausstellungen und lebt in Berlin.
Ulrike Mundt
Ulrike Mundt beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit der Wirkung von Design und Oberfläche auf die Wahrnehmung von Objekten und deren Glaubwürdigkeit in einer Logik der Nützlichkeit. Sie zeigt, wie die Erscheinungsformen der Alltagswelt das menschliche Verhalten und Empfinden prägen und dieses wiederum die Dingwelt beeinflusst. Form, Materialität und Charakter ihrer perfektionistischen Skulpturen bilden in ihrem Werk den Referenzrahmen für Autoritäten, die sie mit immer neuen Strategien unterläuft, um deren fehlende Legitimation zu entlarven.
Wurde 1976 in Wismar geboren, sie hat u.a. an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten Amsterdam und der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert und war Meisterschülerstudium von Monika Brandmeier. Von 2006–2009 hat sie gemeinsam mit Daniel Rode den Kunstraum „Modul“ als temporäre Künstlerresidenz betrieben, von 2020–2022 mit Heinz Schmöller, John H. Pahl und Michael Wächter die „Artbox Dresden“. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Dresden.
Heinz Schmöller
In seinen Videoarbeiten setzt der Bildhauer und Videokünstler Heinz Schmöller die Endlosschleife als filmische Erzähltechnik ein. Oft löst er den solitären Moment aus seiner zeitlichen Struktur des Vorher/Nachher heraus, um ihn als fortlaufenden Augenblick und bewegtes Bild in künstlicher Zeitlosigkeit bestehen zu lassen. Dieses Prinzip überträgt er mittels mechanisch kinetischer Installationen auch auf die analoge Realität.
Heinz Schmöller wurde 1975 geboren in Dresden, nach einer Ausbildung zum Steinmetz / Steinbildhauer, studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden Bildhauerei und war Meisterschüler bei Eberhard Bosslet. Schmöller lebt in Dresden und ist seit 2010 Teil der Ateliergemeinschaft GEH8, der auch ein bedeutender Produktions- und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst in Dresden ist. In Kooperation mit anderen Künstlern organisierte und kuratierte Heinz Schmöller dort zahlreiche Ausstellungen und Projekte. Gemeinsam mit dem Künstler Lucas Oertel entwickelt Heinz Schmöller seit 2018 als „Praxis für alternative Handlungen“ Filme und Videoinstallationen.
Nadine Wölk
„Die Nacht ist ein großes Faszinosum für die Dresdner Malerin Nadine Wölk, ehemalige Meisterschülerin bei Martin Honert an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ihre Motive und Themen sind von der Gegenwart inspiriert. Die oft bizarr ausgeschnittenen, nah an den Betrachter gerückten Porträts kreisen um die Flüchtigkeit des Augenblicks und deren Bannung durch die Malerei.“ (Galerie Himmel)
Nadine Wölk wurde 1979 in Jena geboren, nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Kommunikationsgraphikerin in München, studierte sie Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und war Meisterschülerin bei Prof. Martin Honert. In ihrer künstlerischen Arbeit sucht sie immer wieder die Möglichkeit, Menschen zu involvieren und sie bewegende Thematiken zu adressieren. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Dresden.
Öffnungszeiten:
Freitag - Sonntag: 13:00 - 17:00 Uhr
Weitere Informationen direkt unter: https://www.circus-eins.de