„Deine Fangreise hier ist das was du aus ihr machst
Was dich interessiert, was du siehst, was du denkst, was du schaffst
Es wird eine Reise in ein Meer voller Dinge und Tiere und Sachen
In eine Wunderkammer, in ein Kuddelmuddel, wo Dinge zum Leben erwachen.“
Mona Harry, Poetry-Slammerin und Illustratorin
Im obersten Stockwerk des Altonaer Museums öffnet ab 22. Oktober 2021 eine neue ständige Ausstellung ihre Pforten: Sie heißt „wunderkammer“ und lädt Kinder zum Staunen, Sammeln und Spielen ein. Kinder ab dem Lesealter finden sich in der „wunderkammer“ ganz alleine zurecht, jüngere Kinder freuen sich über die Hilfe einer erwachsenen Begleitung. Entlang der Themenbereiche "Mut und Angst", "Erkenntnis", "Glück" und "Freundschaft" können die Kinder auf eine philosophisch spielerische Fangreise gehen, auf der sie wundersame, aber auch alltägliche Dinge neu entdecken, diese zu eigenen Ausstellungen arrangieren und dazu ihre eigenen Geschichten erfinden und festhalten können.
Ausgestattet mit einem Fangeimer starten die Kinder in einem Raum der Sinne mit Zerrspiegeln und Fühlboxen auf eine Reise durch verschiedene thematisch orientierte Räume, in denen ihnen neben vielen Alltagsobjekten ein als Galionsfigur gestaltetes Einhorn, ein Karussellpferd, ein echter Narwalzahn, ein Schiffsmodell, eine fantastische Seekarte und ein Leopardenpaar aus der Sammlung des Museums begegnen. Das Einhorn steht dabei als zentraler Bestandteil historischer Wunderkammern für die Welt des Mythologischen als eigene Sphäre der Erkenntnis, das Karussellpferd für eine besondere Form des Glücksempfindens, das Schiff für einen Ort, an dem man sich bestimmten Ängsten stellen und Mut beweisen muss und das Leopardenpaar als Symbol für die große Bedeutung der Freundschaft in unserem Zusammenleben. Zusätzlich gibt es über 300 Objekte in wundersam gestalteten Vitrinen, die zum Staunen und Fantasieren einladen.
In jedem der Räume befinden sich verschiedenste Objekte, die im Fangeimer mitgenommen werden können. Die Kinder entscheiden, welche der Objekte sie am meisten interessieren. In einem eigens dafür gestalteten Bereich gibt es dann viel Platz zum Lesen, Malen und Schreiben sowie zum Experimentieren und zum Zusammenstellen und Neuordnen der mit dem Fangeimer zusammengetragenen eigenen Sammlungen. Am Schluss ihrer Tour durch die „wunderkammer“ erreichen die Kinder dann ein Tafelrund, über dem ein sogenanntes Begriffsmolekül befestigt ist. Hier können die jungen Sammler und Forscher dann ihre Fangreise auswerten und ihre jeweiligen Erfahrungen austauschen.
Das Konzept der „wunderkammer“, das von der Gabriele Fink Stiftung gemeinsam mit dem Team des Altonaer Museums entwickelt und realisiert wurde, folgt dem didaktischen Ansatz des Kreativen Philosophierens, der von der Erziehungswissenschaftlerin Kristina Calvert seit mehreren Jahren entwickelt und erprobt worden ist. Dieser Ansatz wird bereits in den Bundesländern Hamburg, Schleswig Holstein und Berlin an den Instituten für Lehrerbildung verwendet und ist darüber hinaus auch in vielen Museen zur Grundlage der Vermittlungs-arbeit geworden.
Der Kern des Kreativen Philosophierens besteht in der Annahme, dass die Welt dem Menschen, ob Kind oder Erwachsener, nicht unvermittelt zur Verfügung steht, sondern sich durch die Perspektiven und Symbole des Mythischen, des Religiösen und des Künstlerischen sowie durch wissenschaftliches Denken und Handeln zeigt. Kreatives Fragen und Vorgehen ist dabei die ideale Methode – vor allem für Kinder. Sie begegnen ihrer Umwelt sehr viel unverstellter als Erwachsene, sie staunen über Unbekanntes, genießen die Verwunderung und ordnen das Neue spielerisch in ihr Verständnis der Welt ein. Die „wunderkammer“ im Altonaer Museum ist somit ein Impuls zum Forschenden Lernen, sie ist eine Einladung, das Bestehende auf spielerische Weise nachzuvollziehen, es in Frage zu stellen und neue eigene Ordnungen zu schaffen - denn Denken ist lediglich aufräumen im Kopf.
Die „wunderkammer“ ist sowohl für den individuellen Besuch von Kindern und ihren Familien geeignet als auch für Möglichkeiten, in der Gruppe aktiv zu werden. Das Team des Altonaer Museums steht für die Beratung zu Angeboten für jüngere oder ältere Kinder, für Kinder mit besonderen Anforderungen oder auch für Kindergeburtstage zur Verfügung. Gemeinsam mit der Gabriele Fink Stiftung sind angeleitete Workshops, Vortragsreihen und Fortbildungsangebote geplant, die sich niedrigschwellig auch mit den Themen der kommenden Sonderausstellungen des Museums auseinandersetzen werden.
Die Gabriele Fink Stiftung
Die 2008 in Hamburg gegründete Gemeinnützige Stiftung Gabriele Fink widmet sich behinderten, kranken und sozial benachteiligten Kindern. Der Stiftungszweck entspricht dem Wunsch der im Dezember 2007 verstorbenen Stifterin Gabriele Fink. Um dieses Ziel zu erreichen, initiiert die Stiftung nachhaltige Projekte und Programme, die sich auf die Verbindung von Kultur und Bildung konzentrieren. Indem Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an Kunst und Kultur ermöglicht wird, möchte die Stiftung dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und ihre Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Die Lebenschancen der Kinder sollen damit unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft verbessert und ihre Integration in die Gesellschaft unterstützt werden. Bei ihrer Projektarbeit arbeitet die Stiftung eng mit privaten oder staatlichen Institutionen – etwa der Hamburger Schul- und Kulturbehörde – zusammen und baut ein Netzwerk mit anderen Stiftungen, Initiativen und Experten auf. Die Gabriele Fink Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts und hat ihren Sitz in Hamburg. Die Verwaltung der Stiftung ist dem Stiftungszentrum „Stifter für Stifter“ in München angegliedert. Die Stiftung ist keine fördernde Stiftung, sondern realisiert von Hamburg aus eigene Projekte in Kooperation mit Partnern; eine Antragstellung auf finanzielle Unterstützung ist daher nicht möglich.
Besondere Öffnungszeiten der „wunderkammer“
Montag und Mittwoch bis Freitag von 10:00 bis 17:00 nur für angemeldete Gruppen
Samstag und Sonntag von 10:00 bis18:00 Uhr für alle
Museumstraße 23
22765 Hamburg