In der Reihe interdisziplinärer Ausstellungen zu wissenschaftlich-technischen und gesellschaftsrelevanten Themen widmet sich die Bundeskunsthalle seltenen oder gefährdeten manuellen Berufen. Sie will nahezu vergessene Handwerke präsentieren und damit zugleich fördern. Die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Deutschlands zählt eine Reihe von schützenswerten lokalen Handwerkstraditionen wie z. B. Brotbäckerei, Drechsler- und Flechthandwerk, Porzellanmalerei, Seidenweberei und Musikinstrumentenbau. Auch andere Berufe wie der letzte Kohlebergbauarbeiter des „Ruhrpotts“, die Rheinschifferin etc. haben Fähigkeiten erlernt, die drohen, verloren zu gehen.

Die Ausstellung nimmt besonders den lokalen beruflichen Wandel in Nordrhein-Westphalen in den Blick, denn hier hat es das traditionelle Handwerk vielleicht schwerer gehabt, zu bestehen, als in anderen deutschen Bundesländern. Das höhere Ausmaß der Industrialisierung – sowie die nach- folgende De-Industrialisierung z. B. nach dem Ende des Kohlebergbaus – haben auch zu einer grundlegenden Veränderung des Handwerksbegriffes geführt.

Die Auswahl der Professionen geschieht einerseits nach qualitativen (und auch ästhetischen) Gesichtspunkten, aber auch im Hinblick auf persönliche Geschichten, die oftmals mehrere Familiengenerationen umspannen. Das können Geschichten vergessener, seltener, aber auch wiederbelebter Handwerkskünste sein. Diese Geschichten haben soziale, aber auch psychologische Facetten, letztere z. B. in Bezug auf den Begriff der Kreativität und ihrer Bedeutung für unsere Bildung und unser Wohlbefinden.

Neben der Darstellung des jeweiligen Handwerkes selbst können auch Exponate aus Film und Fotografie sowie exzellente museale Objekte, Gemälde und zeitgenössische Kunstwerke, die über das Handwerk und seine Geschichte(n) reflektieren, Teil der Ausstellung sein.

Ein spezieller Fokus liegt auf der Revitalisierung aussterbender Handwerksberufe anhand von zeitgenössischen Designpraxen. Auch der interaktive Bezug zu aktuellen Trends und Bewegungen, wie z. B. Do-it-yourself-, Repair- und Recycling-Workshops sowie zur (postindustriellen) Nachhaltigkeitsdebatte allgemein ist vorgesehen.