Die Schau »Unwesen und Treiben« soll neue Blickwinkel auf das Schaffen des Künstlerpaares Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp ermöglichen. Dazu wurde die bestehende Sammlung des Arp Museums neu betrachtet und das Ausstellungsteam wählte zum Teil Werke aus, die bisher kaum für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Gleichzeitig hat das Publikum in der Ausstellung die Möglichkeit seine Lieblinge auszuwählen und durch die Zusammenarbeit mit drei unterschiedlichen Gruppen wird die Ausstellung um weitere Perspektiven jenseits des Museums erweitert. Das Ausstellungskonzept ist als eine spielerische Auseinandersetzung mit den beiden Künstler*innen und deren künstlerischen Prinzipien zu verstehen. Die Präsentation bietet eine experimentelle Entdeckungsreise durch die Kunst zweier eng verbundener und zugleich sehr eigenständiger Persönlichkeiten.

Das komplette schöpferische Œuvre Arps und Taeuber-Arps – von Skulpturen, Gemälden und Reliefs über Zeichnungen und Drucke bis hin zu handwerklichen Arbeiten und Innenraumgestaltungen – umfasst die Ausstellung. Dabei steht aber weniger die künstlerische Entwicklung der Beiden im Vordergrund, als vielmehr die Einladung an die Besucher*innen, eigenständig visuelle Verwandtschaften sowie individuelle Besonderheiten der Kunstwerke zu entdecken.

Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp gemeinsam sind die Neugier und Freude am Experimentieren, eine Eigenschaft, die sich im Konzept der Ausstellung »Unwesen und Treiben« niederschlägt. Einem Gedicht Hans Arps entlehnt, steht der Ausstellungstitel für eben diese Experimentierfreude: Sie machten Dinge anders, dachten sie neu und schufen dabei Werke, deren Relevanz bis heute ungebrochen ist. Ein Paar der Moderne, das in seiner innovativen Strahlkraft fortwährend zu begeistern versteht.

Ausstellungsarchitektur
Ausgehend von zwei Werken Sophie Taeuber-Arps entfaltet sich die Gestaltung der Ausstellung von den Bildern in die Räume hinein. Die Aquarellzeichnung Paris, cimetiere Montmartre (1926) wird in eine vielfarbige Sockellandschaft übersetzt, auf der Arps plastische Arbeiten präsentiert werden. So wird Taeuber-Arps Grafik für die Besucher*innen räumlich erfahrbar und entwickelt eine skulpturale Wirkung, die sich mit Arps Plastiken ergänzt und verbindet. Hier begegnet man auch manch einem Highlight aus der Museumssammlung wieder: Arps Blatt-Torso (1960), den Drei Knospen (1957) oder seinen Drei Grazien (Trois Graces, 1961). Ebenso zu sehen sind besondere Werke, die Arps vielfältige Ausdrucksformen und Arbeitsmaterialien hervorheben, beispielsweise eine strahlend blaue Glasskulptur aus dem Jahr 1963.

Eines der sogenannten »Räumebilder« von Sophie Taeuber-Arp Quatre espaces a coix brise (1932) nimmt in Überproportion die rechte Hälfte der Ausstellungsetage ein, dazu wurden Formen und Farben für Aufbauten und Wandgestaltungen übernommen. In diesem Teil der Ausstellung werden Reliefs, Grafiken, Gemälde und kunsthandwerkliche Arbeiten beider Künstler*innen präsentiert, die flankiert von Zitaten Hans Arps wichtige künstlerische Prinzipien der Künstler*innen offenbaren.

Partizipation
Wer mehr Details zu den einzelnen Kunstwerken erfahren möchte, kann via QR-Codes mit dem Handy oder Tablet auf Hintergrundinformationen zugreifen. Anhand dieser Mikrogeschichten ergibt sich ein diverses Bild der Sammlung des Arp Museums, das Interessierte einmal mehr dazu einlädt, sich Gedanken zur Kunst sowie auch dem Museum und seiner Sammlung zu machen. Interessierte können auch an der Gestaltung der geplanten Dauerausstellung mitwirken. So fragen wir zum Beispiel: »Welche Werke der Sammlung möchten Sie in der Dauerausstellung wiedersehen?« und rufen mit Hilfe von Klebepunkten zur Abstimmung auf. An einer weiteren Wand kann mit Hilfe von Post-Its detaillierteres Feedback gegeben werden.

In wechselnden Präsentationen im Kabinett zeigen drei eingeladene Gruppen abwechselnd ihre Überlegungen und nehmen die Besucher*innen mit durch ihre kuratorisch-künstlerischen Ideen inspiriert von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Den Anfang machen die Studierenden der Köln International School of Design (KISD), unter der Leitung von Prof. Iris Utikal und Tanja Godlewsky. Darauf folgen Schüler*innen des Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasiums angeleitet durch Dr. Eva-Christine Raschke. Als dritte Gruppe präsentieren die Teilnehmer*innen des Nak Nak Kunstlabors und der Lebenshilfe Bonn unter Anleitung der Künstlerin Monica Pantel ihre kreative Auseinandersetzung mit der Sammlung des Arp Museums.

Mit diesem breit angelegten Experiment öffnet das Arp Museum seine Türen und tritt mit seinen Besucher*innen in einen Dialog, der ähnlich wie die Ausstellungsarchitektur, neue Blicke auf das Œuvre der Hauspatron*innen wirft. Gemeinsam soll in der Ausstellung auf kreative Weise »Unwesen« getrieben werden, mit dem Ziel überraschender Ergebnisse und neuer Sichtweisen auf das Werk Hans Arps und Sophie Taeuber-Arps. Es soll erkundet, nachgedacht und entdeckt werden. In den Ausstellungsräumen kann man sich treiben und inspirieren lassen. Dies ist ein idealer Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Ideen und die Beantwortung der Fragen, die wir uns als Museum für die kommende Dauerausstellung stellen.