Im ersten großen gemeinsamen Ausstellungsprojekt der Altenburger Museen wird bei einer Sonderausstellung vom 20. Mai bis zum 10. November 2024 die archäologische Sammlung der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg präsentiert. Zahlreiche kaum mehr bekannte, doch bedeutende Exponate werden hier erstmals einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Archäologischer Schauplatz Ostthüringen
Die Besucherinnen und Besucher erwartet bei der Ausstellung „Aus dem Dunkel der Vorzeit – Altenburgs prähistorische Sammlung in neuem Licht“ nicht nur ein spannendes sondern auch ein lehrreiches Ausstellungserlebnis. Bereits zum Auftakt der Präsentation wird ein Eindruck vom archäologischen Schauplatz Ostthüringen vermittelt: Auf einer großformatigen Flurkarte werden archäologische Fundorte in der Region vorgestellt und damit zugleich der Reichtum prähistorischer Objekte aus dem Osterland und den umliegenden Regionen.
Diese Objekte stellen die Basis für die – in ihrem Umfang – bisher einmalige Ausstellung dar. Neben Ausstellungshighlights wie den goldenen Lockenringen vom Altenburger Lerchenberg oder dem Hortfund von Schlöben werden auch Stücke gezeigt, die als Gebrauchsgegenstände eingeordnet werden können. Beispielsweise illustriert eine große Auswahl prähistorischer Äxte nicht nur ihren früheren Zweck, sondern auch die handwerklichen Fähigkeiten altertümlicher Zivilisationen. Der Präsentation dieser Gegenstände sowie mehrerer überregionaler Exponate, deren Entstehungszeit über mehrere tausend Jahre reicht, gingen in den vergangenen Jahren erhebliche Forschungs- und Analysearbeiten voraus. Die Ergebnisse werden nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Komplettiert wird die Ausstellung durch Leihgaben aus dem Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, der Klassik Stiftung Weimar (Goethe Nationalmuseum) und dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle.
Zugleich setzt sich die Ausstellung mit der Sammlungsgeschichte archäologischer Artefakte aus der Region auseinander. Die besondere Stellung der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes (GAGO) und ihres Mitgliedes Ernst Amende (1852-1940) wird ebenso thematisiert, wie Altenburgs zweite, von Bernhard August von Lindenau zusammengetragene, archäologische Sammlung. Außerdem wirft die Ausstellung einen Blick in die Geschichte des Schloss- und Spielkartenmuseums. Durch die Rekonstruktion des hauseigenen Depots bekommen die Besucherinnen und Besucher einen Eindruck von der Aufbewahrungspraxis im Museum. Mit etwas Selbstironie werden dabei auch die teils unorthodoxen – aus Materialmangel resultierenden – Verwahrmethoden aus der Zeit der DDR verdeutlicht.
Den Bogen in die Gegenwart spannt die Ausstellung mit Erläuterungen zu aktuellen Funden aus dem Altenburger Land. So wurden zuletzt im Zuge von Fernleitungsarbeiten mehr als 20 Fundstellen ausgemacht, denen archäologische Untersuchungen folgten. Die Funde datieren teils bis in die Jungsteinzeit (ca. 5000 v. Chr.).
Ein eigens dafür eingerichteter Vermittlungsbereich ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern während des Ausstellungsaufenthaltes kreativ zu arbeiten. Nicht nur können beispielsweise Formen antiker Keramiken auf einem leuchtenden Untergrund nachgezeichnet, auch können eigene Gedanken formuliert und durch eine Zeitkapsel für die Nachwelt konserviert werden. Durch den Einsatz einer Graphic Novel und des Ausstellungsführers „Wippi“ wird der Zugang zu den Exponaten besonders für jüngere Besucherinnen und Besucher erleichtert.
Schließlich stellt die Ausstellung die erste umfangreiche Zusammenarbeit im Bereich des Ausstellungswesens zwischen dem Lindenau-Museum und dem Schloss- und Spielkartenmuseum im Rahmen der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Altenburger Museen dar. Dr. Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen, zu der Zusammenarbeit: Ich freue mich, dass wir mit „Aus dem Dunkel der Vorzeit“ erstmals eine Ausstellung realisieren konnten, die voll und ganz das Prädikat „Ausstellung der Altenburger Museen“ verdient. In den vergangenen zwei Jahren wurde in beiden Häusern intensiv an dem Projekt gearbeitet. Nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern auch im Bereich der Vermittlung und der Restaurierung wurde das Zusammenspiel beider Museumseinrichtungen auf eine neue Stufe gehoben. Das Ergebnis spricht für sich und ist ein gutes Vorzeichen für die in Aussicht stehende Gründung des Zweckverbandes Altenburger Museen.
Die Sammlung der GAGO und Ernst Amende
Das 19. Jahrhundert war die Blütezeit der Beschäftigung mit der Geschichte „vor der eigenen Haustür“. Überall gründeten sich Vereine, die sich die „Erforschung der vaterländischen Geschichte und Alterthümer und die Sorge für Erhaltung und Aufbewahrung der darauf bezüglichen Denkmäler“ auf die Fahnen geschrieben hatten.
Die 1838 in Altenburg ins Leben gerufene GAGO ist einer der ältesten geschichtsforschenden Vereine Thüringens. Archäologie war zwar nur eines ihrer Betätigungsfelder, doch ist es bis heute das wichtigste. Das Wirken der GAGO und anderer Vereine trug mit dazu bei, dass sich die Archäologie zu einer staatlichen Bodendenkmalpflege entwickeln konnte. Denn auch die (vermeintlich stummen) materiellen Hinterlassenschaften versunkener Epochen erzählen noch eine Geschichte. Mit gelegentlichen Skizzen und Kartierungen zu ihren Funden leisteten die einstigen Hobbyarchäologen des Vereins vorbildliche Arbeit, was die spätere Auseinandersetzung mit den Objekten erheblich erleichterte und weitere Erkenntnisse lieferte.
Als ebenso vorbildlich kann die Arbeit des Seminaroberlehrers und GAGO-Mitgliedes Ernst Amende angesehen werden. Er war der erste, der die Sammlung der GAGO unter einem wissenschaftlichen Anspruch betreute. Durch eigene Ausgrabungen vergrößerte er die Sammlung zudem um mehrere tausend Objekte. In Anbetracht seiner Leistungen wurde ihm von Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg der Professorentitel verliehen und die Sammlung in „Ernst-Amende-Sammlung für Vorgeschichte“ (kurz: Amende-Sammlung) umbenannt.
Katalog
Anlässlich der Ausstellung ist in der Reihe Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg ein Sonderband im Verlag Beier & Beran erschienen.
Umfang: 264 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Mit Beiträgen von: Michael Förch, Christoph Herbig, Marta Korczy?ska-Cappenberg, Uwe Kraus, Toni Janosch Krause, Roland Krischke, Mario Küßner, Natalie Meurisch, Magdalena Moskal-del Hoyo, Doris Schilling, Matthias Seifert, Ines, Spazier, Harald Stäuble, Anita Szczepanek, Ronny Teuscher, Matthias Wöhrl, Gustav Wolf
ISBN 978-3-95741-215-7
Preis: 19,50 EUR
Hillgasse 15
04600 Altenburg