Anlässlich des 20. Todesjahres von Michel Majerus in 2022 zeigt das Museum Ludwig in einer Sammlungspräsentation die Arbeit Katze (1993), ein bedeutendes Frühwerk des Künstlers, flankiert von weiteren Werken der 1990er Jahre aus dem Sammlungsbestand des Museum Ludwig von Cosima von Bonin, Michael Krebber, Christopher Wool, Rune Mields und Andreas Schulze. In den angrenzenden Räumen sind Werke von Wade Guyton, Juliette Blightman, Johannes Wohnseifer, sowie Alexandra Bircken zu finden.

Majerus (*1967 Esch-sur-Alzette, Luxemburg -†2002 Niederanven, Luxemburg) studierte von 1986 bis 1992 Malerei an der Staatlichen Akademie Stuttgart. Nach dem Studium zog er nach Berlin, wo auch 1993 das monumentale Gemälde (714 x 966 cm) Katze entstand. Auf dem Gemälde sind verschiedene Comicfiguren aus der Kinderliteratur und der Werbung bei der Nikolausbescherung zu sehen. In Luxemburg nimmt St. Nikolaus die Rolle ein, die der Weihnachtsmann in Deutschland hat und das Ritual des Schuhaufstellens wird besonders stark gepflegt. Die Figuren aus den Bussi-Bär-Geschichten, gestaltet unter anderem von Rolf Kaukus, und die Haribo-Katze Katinchen rücken den Betrachter*innen schon alleine durch die Formatgröße nahe. Genauso auffällig sind in der heilen Welt von glänzender Schokolade und Zuckerguss die Farbspuren und Fehlstellen, die als irritierende Leerstellen gegen die dargestellte heile Welt arbeiten und auf den Produktionsprozess verweisen.

Majerus hielt sich immer wieder in Köln auf. Das Museum Ludwig war mit seiner Architektur und Sammlung ein wichtiger Referenzort für ihn. Besonders der große Oberlichtsaal interessierte ihn zu einem Zeitpunkt als er nach den dort ausgestellten Gemälden der „Malerfürsten“ Georg Baselitz und Markus Lüpertz sowie von Per Kirkeby und A.R. Penck „Heldensaal“ genannt wurde. Katze ist Majerus‘ Antwort auf die monumentale Architektur und der bis in die 1990er Jahre hinein verehrten expressiven Malerei von Baselitz und Lüpertz.

Der mit 35 Jahren bei einem Flugzeugunglück verstorbene Künstler Michel Majerus hat in seinem kurzen Leben ein beeindruckend komplexes malerisches Werk geschaffen. Er knüpfte an die neue sogenannte wilde Malerei der 1980er Jahre an bei gleichzeitigem Rückbezug auf die Pop Art – nun aber mit dem Motivfundus der digitalen Medien um 1990. Mit genauem Blick wählte er diejenigen Bilder und Objekte aus der Alltags- und Konsumwelt sowie aus der Game Culture und Jugendkultur, die für die mediale Umbruchszeit kennzeichnend waren. So finden sich zum Beispiel in den Arbeiten immer wieder der Cowboy aus Toy Story – dem ersten computergenerierten Animationsfilm – und der Held Mario aus einem der ersten Videospiele von 1981. Indem Majerus zudem seine Werke gezielt in den Raum erweiterte, entwickelte er die immersive Malerei der Pop Art, insbesondere von James Rosenquist, in begehbare Installationen fort.

Der Michel Majerus Estate hat für 2022 eine deutschlandweite Reihe an Ausstellungen und Sammlungspräsentationen initiiert. In Berlin und Hamburg zeigen verschiedene Institutionen Einzelausstellungen des Künstlers. Sammlungspräsentationen sind in folgenden Museen geplant: Kunsthalle Bielefeld, Kunsthalle Mannheim, Kunstmuseum Bonn, Kunstmuseum Stuttgart, Kunstmuseum Wolfsburg, Ludwig Forum Aachen, Museum Folkwang, Essen, Neues Museum Nürnberg, Saarlandmuseum – Moderne Galerie, Sprengel Museum Hannover, Staatsgalerie Stuttgart, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München