Der Fotograf Horst H. Baumann (1934, Aachen – 2019, Düsseldorf) zählte zu den Shooting-Stars seiner Generation. Schon in jungen Jahren mehrfach ausgezeichnet, avancierte der Autodidakt ab den 1960er Jahren zu einem in den gedruckten Medien omnipräsenten, höchst erfolgreichen Fotografen. Mit der Ausstellung APROPOS VISIONÄR – DER FOTOGRAF HORST H. BAUMANN präsentiert das MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim die erste Retrospektive des fotografischen Œuvres dieses bedeutenden, zugleich weitgehend vergessenen Künstlers.

Baumann fotografierte im Eigenauftrag als „Street Photographer“, schuf Porträts internationaler Größen aus der Musik- und Filmbranche (Juliette Gréco, Ursula Andress, Jane Fonda, Chris Howland), lieferte Reportagen für auflagenstarke Illustrierte (Stern, Kristall), bewährte sich auf dem Feld der Werbung und Visuellen Kommunikation, um sich mit Beginn der 1960er Jahre intensiv mit den künstlerischen Möglichkeiten der Farbfotografie zu beschäftigen. Auch und gerade auf diesem Feld hat er Maßstäbe gesetzt. Ganz im Sinne von „New Color“ fotografierte Baumann nicht einfach farbig, er dachte die Farbe und nutzte sie als Stil- und Ausdrucksmittel. Damit zählt er, wohlgemerkt rund anderthalb Jahrzehnte vor William Eggleston oder Stephen Shore, zu den Pionieren einer künstlerischen Farbästhetik. Am bekanntesten sind sicher seine Bilder aus der Welt der Formel 1.
Rückblickend darf man staunen, wie konsequent und zügig sich Baumann eine ganz eigene Bildsprache erarbeitet hat, die mit der „subjektiven fotografie“ und ihrem Formalismus so wenig zu tun hatte wie mit den verdeckten Geometrien eines Henri Cartier-Bresson, dessen Vorliebe für das Normalobjektiv Baumann ebenso ignorierte wie alle übrigen „Regeln“ aus den Handbüchern für Amateure. Durch den Sucher seiner Leica komponierte Baumann ausgesprochen radikale Bilder, wie sie neben ihm höchstens der Kölner Chargesheimer wagte.

Was die frühe Fotografie von Horst H. Baumann auszeichnet, ist einerseits ein hohes Maß an Empathie, ein ehrliches Interesse an sozialen Themen, andererseits die konsequente Suche nach einem eigenen Ausdruck in der Kamerakunst. Noch aus dem vermeintlich banalsten Sujet wusste Baumann durch den gezielten Einsatz partieller Schärfe, durch kühne Aus- oder Anschnitte, gesuchte Perpektiven oder ein Spiel mit Vordergrund und Hintergrund eine Art von Fotografie zu stiften, die immer wieder überraschte, aber auch nicht wenige irritierte.

Ab Mitte der 1960er Jahre wandte er sich multimedialen Projekten zu, speziell der Laserkunst, mit der er sich beispielsweise 1977 auf der documenta 6 in Kassel präsentierte. Bis heute leuchtet der grüne Laserstrahl regelmäßig als nächtliches Wahrzeichen der hessischen Kunstmetropole. Auch der nach wie vor aktive Licht-Zeit-Pegel am Düsseldorfer Rheinturm geht auf sein Ideenkonto. Konsequent ab Ende der 1960er Jahre hat sich Baumann mit Multivisionen, Lichtinstallationen oder temporären Architekturen beschäftigt, während sein Beitrag zur deutschen Fotografie der 1950er und 1960er Jahre weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Zeitlebens hat sich Horst H. Baumann als „Lichtkünstler“ in einem übergeordneten Sinne verstanden, als Kreativer, der mit Licht schreibt und sich dabei unterschiedlicher Techniken bedient. Bewusst verzichtet die Ausstellung auf eine – ohnehin nicht zu leistende – Gesamtdarstellung seines Wirkens und legt stattdessen den Schwerpunkt auf seine Zeit als Fotograf.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim, die erstmals Anfang 2023 im ZEPHYR – Raum für Fotografie präsentiert wurde.

Die Ausstellung wurde von Hans-Michael Koetzle (München) kuratiert, begleitend ist ein Fotobuch im Steidl Verlag, Göttingen erschienen.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Langer Donnerstag (1. Donnerstag im Monat): 10:00 - 22:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: makk.de

Juliette Greco in den Fernsehstudios des Westdeutschen Rundfunks, Köln, 1961 © Horst H. Baumann
26.08.2023 - 28.01.2024

Apropos Visionär – Der Fotograf Horst H. Baumann

MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln

An der Rechtschule
50667 Köln