Ab 16. Juni 2023 präsentiert der Hamburger Bahnhof seine erneuerte Vision eines zeitgenössischen Sammlungsmuseums. Die Präsentation besteht aus drei ineinandergreifenden Programmlinien: „Nationalgalerie: Eine Sammlung für das 21. Jahrhundert“ widmet sich der Kunstszene Berlins von der Maueröffnung bis in die Gegenwart; das „Forum Hamburger Bahnhof“ ist ein eintrittsfreier Begegnungsraum, der die vielseitige Geschichte des Museums erlebbar macht; und die „Unendliche Ausstellung“ stellt ortsgebundene Kunstwerke in und um das Museum in einem neuen Rundgang vor. Der Neustart des Hamburger Bahnhof wird mit einem dreitägigen Open House Festival gefeiert. Alle Ausstellungen und Programme sind vom 16. bis 18. Juni eintrittsfrei zu besuchen, womit sich das Museum bei der Öffentlichkeit auch für die dauerhafte Sicherung des Standortes und den Kauf der Gebäude bedanken möchte.
Für den Hamburger Bahnhof beginnt ein neues Kapitel und die Nationalgalerie der Gegenwart öffnet ihre Türen für die neuen Sammlungspräsentationen. Gleichzeitig wird das neue visuelle Erscheinungsbild und das Architekturkonzept des Hauses vorgestellt. Sam Bardaouil und Till Fellrath, Direktoren des Hamburger Bahnhofs: „Mit diesem Neustart unterstreicht der Hamburger Bahnhof seine Rolle als Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst und als gemeinschaftliche Sammlungsinstitution im Zentrum Berlins. Mit unserem Standort direkt an der ehemaligen Berliner Mauer die jahrzehntelang die Stadt in Ost und West teilte, fühlen wir uns dazu verpflichtet, unterschiedliche Stimmen zu einem offenen Dialog zusammenbringen. Wir freuen uns ganz besonders der Öffentlichkeit vielfältige Programme anbieten können, die für jeden zugänglich und kostenlos sind.“
Nationalgalerie. Eine Sammlung für das 21. Jahrhundert
Die Stadt Berlin und ihre bewegten Entwicklungen von den Jahren kurz vor der Maueröffnung 1989 bis in die Gegenwart stehen im Zentrum dieser Sammlungspräsentation. Die ausgewählten Werke von 59 Künstler*innen, darunter Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen, Fotografien, Installationen, Sound- und Videoarbeiten, erkunden das vielschichtige Zusammenspiel von gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Faktoren in der ehemals geteilten Stadt.
Zu den Themen zählen Wiedervereinigung, Geschichtsvergessenheit und architektonische Überformung; Arbeitslosigkeit, Immobilienspekulation und Gentrifizierung; Kolonialismus, Nationalismus, Migration und Diversifizierung; Widerstand, politische Teilhabe und Vielstimmigkeit. Die lose chronologisch miteinander verwobenen Positionen reflektieren Bilder und Erzählungen, künstlerische Praktiken und Haltungen, die hier entstanden sind und entstehen, sich hier weiterentwickeln und von hier aus weltweit verbreiten. Gemeinsam spüren sie dem nach, was es heißt, in Berlin zu sein, zu leben und zu fühlen.
Der Parcours bringt mehrere Generationen aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammen. Zu den ausgestellten Künstler*innen zählen Sibylle Bergemann, Rainer Fetting, Rebecca Horn, Isa Genzken, Petrit Halilaj & Álvaro Urbano, Mona Hatoum, Emeka Ogboh, Anri Sala, Selma Selman, Isaac Chong Wai, Carrie Mae Weems und Ruth Wolf-Rehfeldt. Auch verschiedene Sammlungen begegnen sich im Raum: Erstmals treten die umfangreichen Bestände zeitgenössischer Kunst des Hamburger Bahnhof in einen langfristigen Austausch mit zwei herausragenden öffentlichen Sammlungen: der Kunstsammlung des Bundes und der Sammlung des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen. In eng verwobenen Konstellationen erscheinen vertraute Sammlungshighlights Seite an Seite mit selten gezeigten Werken. 19 Positionen werden anlässlich der Präsentation dauerhaft für die Sammlung des Museums neu erworben.
Der Parcours entfaltet sich narrativ und dialogisch innerhalb der von dem belgischen Architekten Olivier Goethals entwickelten Architektur über den zwei Etagen des Westflügels. Die Ausstellungserzählung beginnt in der oberen Etage mit der ersten von vielen assoziationsreichen Gegenüberstellungen: In schwarz-weiß aufgenommene Stillleben von Manfred Paul, die einen atmosphärischen Einblick in das Mitte der 1980er Jahre Privatwohnungen von Menschen im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg lebenden Menschen, begegnen einer Fensterskulptur von Isa Genzken, dem Fotofilm „Lange Weile“ von Tina Bara und Typewritings von Ruth Wolf-Rehfeldt, die die Enge, den gesellschaftspolitischen Stillstand, die Schwelle zwischen einem physischen wie metaphysischen Diesseits und Jenseits erkunden. Etwas weiter entlang des Parcours in der ersten Etage treffen Werke von Sigmar Polke und Rachel Whiteread aufeinander, die sich mit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzung infolge des Zusammenbruchs der bipolaren Weltordnung unterschiedlich auseinandersetzen, oder Werke von Sophie Calle und Franz Ackermann, die die rasche architektonische Überformung der Stadt Berlin in den Jahren nach der Wiedervereinigung thematisieren. Während Annette Frick, Georg Herold, Daniel Richter und Flaka Haliti die offenen, ausgelassenen und hedonistischen Seiten der Stadt wie der Kulturwelt befragen, thematisiert Künstler*innen wie Mona Hatoum, die mit ihren Bunkerskulpturen den Auftakt Parcours in der unteren Etage bildet, das Fortleben traumatischer Erfahrungen in den Leben vieler der sich in der diversen Großstadt Berlin Zusammenfindenden. Um die Wärmeskulptur „Unschlitt/Tallow“ von Joseph Beuys herum, die als fest installiertes Werk in die „Unendlichen Ausstellung“ integriert wird, treten Werke von Isaac Chong Wai, Haegue Yang, Alicja Kwade, Nairy Baghramian, Emeka Ogboh und Selma Selman in einen vielschichtigen Dialog um Verletzlichkeit und Widerstand, Kälte und Wärme, Fehlbarkeit und Zuversicht. Der Parcours endet wir er beginnt: mit einer lebensbejahenden Kirschblüte von Petrit Halilaj und Álvaro Urbano – ein liebevolles Monument der Zuneigung und der Zweisamkeit, der Fürsorge und der Intimität.
Kuratiert von Sam Bardaouil, Direktor Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, und Catherine Nichols, Kuratorin Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 10:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 20:00 Uhr
Freitag: 10:00 - 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: smb.museum