Mit drei großformatigen Skulpturen von Thomas Kiesewetter präsentiert die Städtische Galerie Wolfsburg ungewohnte Aussichten und Anblicke im Schlosspark und zeigt damit die erste Intervention des Künstlers im öffentlichen Raum in Deutschland.
Offene Durchblicke und kompakte Volumen, Großzügigkeit und kleinteilige Präzision, leichte Formen und schweres Metall – die Skulpturen Thomas Kiesewetters leben von Dissonanzen. Thomas Kiesewetter begann seine künstlerische Laufbahn Ende der 1980er Jahre mit einem Studium an der Hochschule der Künste in Berlin. Widmete er sich in dieser Zeit hauptsächlich der Malerei, so arbeitet er seit 1999 skulptural. In New York, wo Kiesewetter Anfang des Jahrtausends lebte, präzisierte sich sein bildhauerisches Vokabular.
Der Künstler wendet bei der Herstellung seiner Skulpturen stets die gleichen Arbeitsschritte an: Zuerst skizziert er die Umrisse auf Papier, um das Zusammenspiel der einzelnen Elemente, der Linien und Flächen zu erproben. Zur Kalkulation der Wirkung im Raum erstellt er im Anschluss daran ein Papp-Modell im Maßstab 1:1. Darauf folgt die finale Umsetzung. Monochrom lackierte Metallbleche werden nach der Vorgabe des Pappmodells gebogen, zusammengeschweißt und verschraubt. Die vollendete Skulptur setzt der Künstler letztendlich auf einen eigens für sie konzipierten Sockel.
Eine besondere Rolle im Werk von Thomas Kiesewetter kommt der Farbe zu. Sie legt sich wie ein Mantel über die einzelnen Körper der Skulptur, verbindet, was scheinbar eigenständig ist, vermittelt und gleicht an. Die sichtbar gelassenen Spuren der manuellen Bearbeitung des Metalls – Farbabsplitterungen, Kratzfurchen, hineingetriebene Bohrlöcher – tragen dazu bei, dass dieser Mantel weder wie ein Guss wirkt, noch die Figur zum Erstarren bringt.
Die dabei entstandenen skulpturalen Gebilde Thomas Kiesewetters entziehen sich jedem Deutungsversuch. Mal ausdrucksstark, fast figurativ anmutend, dann wieder von einer mechanischen Härte geprägt, erinnern sie an die Maschinenkunst des Konstruktivismus genauso wie an die abstrakte Nachkriegsskulptur in den USA, die sich an Künstlern wie Anthony Caro orientierte.
Doch auch wenn diese Reminiszenzen unverkennbar sind, so sind sie nie als Zitate zu werten. Kiesewetter geht es um die Schaffung von etwas Neuen, um die Gegenwärtigkeit der Skulptur, die sich neu erfindet, dabei aber die Errungenschaften der Vergangenheit nicht vergisst.
„Ich fange nie an mit der Absicht, eine Skulptur zu bauen. Vielmehr stelle ich erst mal Lverschiedene Formen aus Pappe her – manche sind voluminös und geschwungen, andere eher flach und zackig. Mit diesen Teilen versuche ich dann, eine Konfiguration zu finden, etwas Unvorhergesehenes.“ So charakterisiert der Bildhauer Thomas Kiesewetterseine Arbeit. Thomas Kiesewetter wurde 1963 in Kassel geboren,studierte von 1988 bis 1994 an der Hochschule für Bildende Künste Berlin und war dort 1995 Meisterschüler bei Raimund Girke, dem ersten Kunstpreisträger der Stadt Wolfsburg. Kiesewetterlebt und arbeitet in Berlin.
Öffnungszeiten:
Dienstag: 13:00 - 20:00 Uhr
Mittwoch - Freitag: 10:00 - 17:00 Uhr
Samstag: 13:00 - 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 -18:00 Uhr
Weitere Informationen direkt unter: staedtische-galerie-wolfsburg.de