Das 20. Jahrhundert war in Europa eine Zeit vielfacher Flucht- bewegungen. Emigrierten im 19. Jh. Europäer vor der Armut nach Amerika, so wurden im 20. Jh. Menschen innerhalb Europas aus politischen Gründen zur Flucht gezwungen. Dies spiegelt sich auch in der Geschichte von Künstler:innen aus NRW, deren Werke im Kunsthaus aufbewahrt werden.

Die Ausstellung versammelt unter dem Titel fluchtbewegungen rund 40 Werke aus der eigenen Sammlung. Die Biografien der Künstler:innen spiegeln die vielfältigen Ursachen für Flucht und Exil im 20. Jahrhundert. Während des NS-Regimes flüchteten in ganz Europa Jüdinnen und Juden, ebenso gesellschaftliche Minderheiten, Kommunisten, Demokraten, Liberale. Dem jüdischen Künstler Jankel Adler gelang noch die Flucht nach England, Otto Freundlich wurde im KZ ermordet.

Eine eigene Gruppe bilden jene deutschen Künstler:innen, die nach dem Ende des Krieges aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Westdeutschland kamen. Geflüchtete aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern erhielten seit 1952 vom Ministerium für Arbeit und Soziales eine besondere Förderung, die ab 1956 auf Geflüchtete aus der DDR ausgeweitet wurde. Bis 1981 wurden sie durch regelmäßige Ankäufe unterstützt. So gelangten Werke von Gerhard Hoehme in den Bestand, 21 Werke des Expressionisten Ernst Mollenhauer, über 20 Werke von Hans- Albert Walter aus allen Schaffensphasen. Die so entstandene Sammlung wurde 2023 vom Ministerium an das Kunsthaus NRW übergeben und wird sukzessive aufgearbeitet.

Zu den Künstler:innen, die aus der DDR flüchteten, zählen Gerhard Richter, Günther Uecker und Karin Götz (Rissa). Georg Herold wurde beim ersten Fluchtversuch 1973 gefasst und gelangte durch Häftlingsfreikauf der BRD in den Westen. Aus anderen Ostblockstaaten kamen László Lakner, Attila Kovács und Magdalena Jetelowá ins Rheinland. Nach 1989, der sogenannten Wende, flüchtete Thea Djordjadze vor dem Bürgerkrieg in Georgien nach Nordrhein-Westfalen. Die Fluchtbewegungen dauern an.

Die Ausstellung schließt mit Marcel Odenbachs Film Im Schiffbruch nicht schwimmen können (2011). Er zeigt drei afrikanische Geflüchtete, die im Pariser Louvre ein Gemälde von Schiffsbrüchigen betrachten: Das Floß der Medusa von Théodore Géricault, entstanden im Jahr 1819.

05.10.2024 - 23.02.2025

fluchtbewegungen. Geflüchtete Künstler:innen im 20. Jahrhundert

Kunsthaus NRW

Abteigarten 6
52076 Aachen – Kornelimünster