Künstler*innen: Saâdane Afif, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Marcel Dzama, Antoni Fałat, Valérie Favre, Hans-Peter Feldmann, FORT, Rochelle Goldberg, Dan Graham, Jos De Gruyter & Harald Thys, Leila Hekmat, Lili Huston-Herterich, Jella Jess, Ruprecht von Kaufmann, Anna K.E., Eva Koťátková, Friedrich Kunath, Lap-See Lam, Rosa Loy, Florian Meisenberg, Hedda Schattanik, Wael Shawky, Mikołaj Sobczak, Andreas Schmitten, Emma Talbot, Kara Walker, Günter Weseler, Dardan Zhegrova u. a.
Die Sammlung Philara freut sich, mit Cutting the Puppeteer’s Strings eine umfassende Gruppenausstellung zu präsentieren. Die Präsentation beschäftigt sich mit Marionetten und Marionettentheater, Schatten- und Puppenspiel sowie zugehörigen Aspekten um Bühne, Display und Figur. Darin vereint werden Werke aus der Sammlung Gil Bronners, Leihgaben sowie Neuproduktionen speziell für die Ausstellung.
Puppen ziehen uns seit Jahrhunderten in ihren Bann. Ob in Form menschlicher Miniaturen, von Tier- oder Fabelwesen – sie dienen als Projektionsfläche und Identifikationspunkt für innerste Begierden, Wünsche und Emotionen. Im Figurentheater verkörpern sie meist (Arche-)Typen, oft Außenseiter:innen und Andersdenkende wie den „Kasper“, die „Göre“ oder den „Narren“, aber auch König:innen, Hexen und Zauberer, die oft in humoristischer Überspitzung gesellschaftliche Gegebenheiten wie hegemoniale Machtgefüge oder diskriminierende Rollenbilder beleuchten, kommentieren und kritisieren. Besonders in jüngster Zeit erfahren das Traditionshandwerk des Puppenmachens und das Spiel mit ihnen eine besondere Aufmerksamkeit in der zeitgenössischen Kunst.
So ist auch der Ausstellungstitel der Arbeit Cutting the Puppeteer’s Strings with Paper Teeth (Brief History of Daydreaming and String Control), 2016, von Eva Koťátková entlehnt. Die Installation, die durch eine Perfomance aktiviert wird, hinterfragt den Stellenwert von Individuen in einer von Normen geprägten Gesellschaft und wie aus diesen ausgebrochen werden kann. Dabei werden die Marionetten zu Werkzeugen, die nicht allein durch die Puppenspieler:innen geführt, sondern von einer unsichtbaren Stimme gelenkt werden, die von den Protagonist:innen im Laufe des Stücks als korrupt und manipulativ enttarnt wird.
Kara Walker wiederum, bekannt für ihre Scherenschnitte sowie ihr Silhouetten- und Schattentheater, erzählt in ihrem Werk 8 Possible Beginnings or: The Creation of African-America, a Moving Picture by Kara E. Walker, 2005, einem in Schwarz-Weiß gefilmten Schattenspiel, eine Geschichte vom Aufbegehren gegen Unterwerfung und Unterdrückung im Nachhall des transatlantischen Sklavenhandels in den USA. Über explizite Darstellungen von sexualisierten Handlungen und Gewalttaten thematisiert die Arbeit nicht nur Leid und Trauma, sondern auch die komplexen Machtverhältnisse, die bis heute von den weitreichenden Auswirkungen der Sklaverei gekennzeichnet sind.
Die natürliche Passivität und charakteristische Unpersönlichkeit von Marionetten verschaffen den Maschinist:innen, denjenigen, die sie führen, „de[n] Vorteil […], daß sie sich niemals zierte[n].“ 1 Sie erlauben es den Künstler:innen, die Figuren als unbeschwertes Vehikel für eigene Geschichten und deren Bedeutung zu nutzen.2 In der Freiheit des Spiels eröffnen die ausgestellten Arbeiten so neue Perspektiven auf die Struktur von (historischen) Erzählungen und stellen Fragen nach Handlungsmöglichkeiten und Strategien auf privater als auch politischer Ebene.
Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Performances, Workshops und Filmvorstellungen sowie einer Kooperation mit dem Marionettentheater Düsseldorf begleitet.
Birkenstraße 47a
40233 Düsseldorf