Eclectic Affinities bringt das umfangreiche Werk des 1944 in Constantine (Algerien) geborenen und 2022 in München verstorbenen Künstlers Hamid Zénati in Dialog mit unterschiedlichsten Objekten der Sammlung des Museum Angewandte Kunst sowie anderer Sammlungen. Mit seiner All-over-Schablonentechnik entwickelte Zénati eine eigene Formensprache und schuf gleichermaßen kraftvolle wie spielerische Kompositionen. Seine Malerei auf Textilien, Keramiken und Möbeln, sein Umgang mit Fotografie bewegen sich zwischen Design, Kunst und Lebensraumgestaltung und fordern etablierte Grenzen zwischen Stilen und Gattungen heraus.
Zénatis Schaffen korrespondiert mit zentralen Fragestellungen des Museums: Was ist angewandte Kunst heute? Wo verläuft die Grenze zur bildenden Kunst? Werden unsere gelernten Hierarchien, Wissenskategorien und Sehgewohnheiten einer vielfältigen Welt gerecht? Hamid Zénati ließ sich von den unterschiedlichsten Themen, Kulturen, Kunstrichtungen, Techniken und Medien inspirieren. Sein Alltag in München, seit den 1960er-Jahren seine zweite Heimat, beeinflusste ihn dabei ebenso wie seine Reisen durch die Wüste Algeriens, durch Indien, Indonesien und Kuba. Seine Arbeiten, die er in Koffern stets mit sich trug, um überall arbeiten zu können, sind Ausdruck eines Reisenden zwischen den Welten, eines Künstlers, der lebenslang nach Freiheit strebte.
Die Ausstellung setzt in neun Kapiteln unterschiedliche Schwerpunkte und ermöglicht neue Perspektiven auf das Werk eines Individualisten und Autodidakten, dessen Beobachtungen sozialer, kultureller und künstlerischer Bewegungen in seine Arbeit einflossen. Zugleich schafft sie ungewöhnliche Zugänge zu den von den Kuratorinnen, in Bezug auf Zénatis Werk ausgewählten Sammlungsobjekten. Leihgaben aus dem Frankfurter Museum für Moderne Kunst und der Walther Collection (Neu-Ulm/New York) schaffen weitere Bezugspunkte.
Hamid Zénati wurde 1944 in Constantine, Algerien, geboren. Nach einer kurzen Tätigkeit als Lehrer in Algerien studierte er von 1965 bis 1970 deutsche und französische Übersetzung am Institut für Sprachen und Dolmetscher in München, Deutschland, und anschließend von 1971 bis 1973 Fotografie an der damaligen Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München. In den 1970er Jahren begann er seine Karriere als Übersetzer und autodidaktischer Künstler in Algier. Aufgrund der schwierigen soziopolitischen Bedingungen, mit denen Zénati sowohl in Deutschland als auch in seinem Heimatland konfrontiert war, lebte er viele Jahre lang zwischen den beiden Ländern. Seine künstlerische Praxis zeichnet sich durch einen anarchischen Schaffensdrang aus und umfasst Malerei, Keramik, Textil-, Mode- und Interiordesign, bis hin zur Fotografie. Während seiner sechs Jahrzehnte währenden Karriere schuf er über tausend Werke. Zénati verstarb 2022 in München.
Während der Künstler zu Lebzeiten weitgehend unbekannt blieb, wurde sein vielschichtiges Werk, das die etablierten Grenzen zwischen Stilen, Genres sowie bildender und angewandter Kunst in Frage stellt, nach seinem Tod wiederentdeckt und in Ausstellungen wie Hamid Zénati: Two Steps at a Time, Nottingham Contemporary (2024); Soft Power, Das Minsk, Potsdam (2024); und Hamid Zénati: All-Over, Haus der Kunst München (2023) präsentiert. Eclectic Affinities im Museum Angewandte Kunst Frankfurt (2024/25) ist die bisher umfassendste Präsentation des Werks des Künstlers in Deutschland.
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main