Die VILLA in Fulda ist dem Frühwerk von Franz Erhard Walther gewidmet und stellt in der dritten Ausstellung prägende Einflüsse auf sein Werk in den Jahren 1957-1960 vor.

„Es hat mich wie ein Schlag getroffen: Drei mittelgroße Bilder (…) Und da waren Messerschnitte in die Leinwand hineingeschnitten, die waren hinterlegt, und einer dieser Messerschnitte war grob mit Goldbronze überstrichen. Da dachte ich: wie kann das ein Bild sein? (…) Das ist jetzt die Avantgarde, so arbeiten die jungen Künstler, dem muss ich mich zuwenden. Dann bin ich zur Wand gegangen und lese auf dem Schild: ein gewisser Lucio Fontana, geboren 1899. Das kann doch nicht wahr sein, ein Sechzigjähriger macht so etwas! Das hat mich enorm beeinflusst, weil das Fragen hinterlassen hat, was überhaupt ein Bild ist. Wenn das wirklich gilt, wo führt das hin? Das hat auf jeden Fall die klassische Bildvorstellung in Frage gestellt und auch auf meine spätere Arbeit – später ist eigentlich unmittelbar nachher – einen großen Einfluss, eine große Wirkung gehabt.“
Franz Erhard Walther im Interview zur Ausstellung BILDBAUSTOFF

Jeder Werkbildung geht eine Zeit voraus, in der die umgebenden Einflüsse, die visuellen und intellektuellen Prägungen die Materialgrundlage für einen künstlerischen Kosmos bilden, der zu Beginn noch ohne Namen ist.

Die Ausstellung BILDBAUSTOFF versammelt verschiedene Aspekte, die in den für Franz Erhard Walther entscheidenden Jahren zwischen 1957 und 1960 von Bedeutung waren und Baustoff für die Basis eines Werkes wurden, welches wenige Jahre später seine bis heute gültige Definition erhielt.

Gezeigt werden exemplarische Werke Walthers neben Dokumenten der Zeit, deren Spuren oftmals erst zu einem späteren Zeitpunkt und in veränderter Erscheinungsform ablesbar sind. Auch wenn diese Prägungen untrennbar mit dem jeweiligen Ort und der jeweiligen Zeit verbunden sind, formt sich das Eigene, ohne das eine Werkdefinition nicht möglich ist, in den spezifischen Interessen und Vorlieben und den erst im Nachhinein zu verstehenden Verknüpfungen der verschiedenen Bilder.

Die entscheidenden Charakteristika liegen in der Auswahl und der Bedeutung, welche den Einflüssen beigemessen wird. Erst in der Konzentration auf konkrete Fragestellungen und dem Verzicht, sich in der Fülle der Eindrücke zu verlieren, entsteht aus der Menge des Gesehenen der Grundriss für ein kommendes Werk.

Die Ausstellung zeigt Dokumentationen zu der 1959 in Kassel stattfindenden documenta 2; im Zusammenhang mit Walthers Reisen nach Spanien, Griechenland und in die Türkei entstandene Werke; Filme und Experimentalfilme, die in der zweiten Hälfte der Fünfziger Jahre in den Fuldaer Kinos gezeigt wurden; Werbefilme von Hans Fischerkoesen; Material zu dem Einfluss der amerikanischen Präsenz in Fulda; Beispiele der Literatur und Philosophie, welche Walther in den Jahren beschäftigt hat; eine Auswahl von Fotografien aus dem Fuldaer Stadtarchiv, in denen Ursprünge späterer Erscheinungsformen des Werkes erkennbar sind, sowie die in Walthers biografischem Zeichnungszyklus Sternenstaub (2007-2009) festgehaltenen Erinnerungen der Ereignisse jener Jahre.
Susanne Walther

Während der Laufzeit zeigt der eigens eingerichtete Filmraum in der oberen Etage ein ausführliches Interview mit Franz Erhard Walther im Wechsel mit Filmvorführungen.


Öffnungszeiten:
Freitag: 14:00 - 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: villa-few.com