Mit Werken von Karl Albiker, Otto Herbert Hajek, Rosmarie Dyckerhoff, Karl Hartung, Bernhard Heiliger, Gerhard Marcks, Priska von Martin, Brigitte Matschinksy-Denninghoff, Emy Roeder, Edwin Scharff, Hans Uhlmann, Herbert Volwahsen u.a. und einer Video-Installation von Sonya Schönberger
Im Jahr 2025 feiert der Deutsche Künstlerbund sein 75-jähriges Bestehen seit der Wiederbelebung dieser so wichtigen Interessenvertretung für Künstlerinnen und Künstler in Deutschland. Aus diesem Anlass zeigt das Kunsthaus Dahlem eine Ausstellung, die dem ersten Jahrzehnt nach der Neugründung gewidmet ist. Die Jahre von 1950 bis 1960 waren geprägt von einer künstlerischen Neuorientierung nach zwölf Jahren Kunstdiktatur im Nationalsozialismus. Anhand der Aktivitäten des Künstlerbundes lassen sich die Entwicklungslinien der Bildkünste in der Nachkriegszeit im Spannungsfeld von Abstraktion und Figuration ebenso nachverfolgen wie die kulturpolitischen Debatten, an denen sich der Deutsche Künstlerbund aktiv beteiligte. Das Kunsthaus Dahlem zeigt eine Auswahl von 50 Werken, die im Kontext dieser historischen Situation entstanden sind. Der Fokus liegt dabei, der Ausrichtung des Hauses entsprechend, auf der Bildhauerei.
Ergänzt wird die Präsentation der historischen Werke durch eine Video-Installation der Berliner Künstlerin Sonya Schönberger, die im Rahmen ihres Langzeitprojekts Berliner Zimmer drei Interviews mit Mitgliedern des Künstlerbundes geführt hat.
DER DEUTSCHE KÜNSTLERBUND NACH 1950
Im Dezember 1950 gründete sich in Berlin der Deutsche Künstlerbund neu, nachdem er 1936 im Zuge der nationalsozialistischen »Gleichschaltung« aufgelöst worden war. In kurzer Zeit entwickelte er sich zur wichtigsten Interessenvertretung von Künstlerinnen und Künstlern in der Bundesrepublik.
Die Hauptaufgabe des Deutschen Künstlerbundes bestand wie schon bei seiner ersten Gründung im Jahr 1903 darin, sich für die Freiheit der Kunst einzusetzen und »die Interessen der bildenden Kunst [...] und ihrer Künstlerschaft [...] zu fördern«. Neben etablierten und prominenten Künstlerinnen und Künstlern traten auch bald junge und weniger bekannte dem Verband bei. Den Vorsitz führten Karl Hofer, Karl Schmidt-Rottluff und Karl Hartung, weitere Vorstandsmitglieder waren Willi Baumeister, Karl Caspar, Werner Gilles, Erich Heckel, Bernhard Heiliger, Max Kaus, Karl Kluth, Gerhard Marcks, Ewald Mataré, Toni Stadler und der Kunstkritiker Edwin Redslob. Die Schirmherrschaft übernahm der damalige Bundespräsident Theodor Heuss.
Mit seinen Jahresausstellungen verschaffte der Deutsche Künstlerbund Mitgliedern und Gästen öffentliche Anerkennung und die Möglichkeit zum Verkauf von Werken. Der Verband setzte sich außerdem für Stipendien und Ankäufe durch staatliche Stellen ein und wurde für das Auswärtige Amt ein wichtiger Partner bei der Vermittlung deutscher Kunst im Ausland.
Um die »Interessen der bildenden Kunst« zu vertreten, beteiligte sich der Deutsche Künstlerbund aktiv an (kultur-)politischen Debatten. Explizit setzte er sich beispielsweise gegen das Wiedererstarken einer von nationalsozialistischem Gedankengut geprägten Kunstauffassung ein, richtete sich aber auch öffentlich gegen die zunehmend restriktive Kunst- und Kulturpolitik in der DDR.
ÜBER DIE AUSSTELLUNG
Die Ausstellung im Kunsthaus Dahlem zeichnet die Entwicklungslinien und wesentlichen politischen Diskussionen im Deutschen Künstlerbund seit 1950 anhand von 50 ausgewählten Werken aus den ersten 10 Jahresausstellungen nach und fokussiert sich dabei auf die Bildhauerei.
In der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler und ihrer Werke für die Jahresausstellungen schlugen sich die kulturpolitischen Debatten der Zeit nieder. Eine besondere Herausforderung stellte dabei zunächst die Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte dar: Obwohl der Deutsche Künstlerbund sich gegen ein Wiederaufleben nationalsozialistischer Kunstideale einsetzte, fand eine Aufarbeitung der eigenen NS-Vergangenheit nicht statt. Seit 1951 waren in den Jahresausstellungen sowohl Künstlerinnen und Künstler vertreten, die in der NS-Zeit verfemt oder verfolgt worden waren, als auch solche, die vom Staat öffentliche Aufträge erhalten hatten oder Mitglied der NSDAP gewesen waren. So zeigte man die Exilanten Max Beckmann, Lyonel Feininger, Oskar Kokoschka und Hans Purrmann oder politisch Verfolgte wie Hans Uhlmann neben Künstlern wie Karl Albiker oder Hermann Scheuernstuhl, die in der NS-Zeit Staatsaufträge ausgeführt hatten und NSDAP-Mitglieder gewesen waren.
Auch der eskalierende Ost-West-Konflikt hinterließ seine Spuren im Verbandsgeschehen. Hatte man in den ersten Jahren noch die Verbindung zu Künstlerinnen und Künstlern in der Ostzone aktiv gesucht und Bildhauer wie Hermann Glöckner oder Herbert Volwahsen zu den Jahresausstellungen eingeladen, so warnten staatliche Stellen ab Mitte der 1950er-Jahre vor diesem Austausch, der schließlich mit dem Mauerbau endete.
Am intensivsten wurde aber die Gewichtung von abstrakter und figurativer Kunst in den Jahresausstellungen diskutiert. Dabei wurde zunächst die stilistische Orientierung des Vorstands als zu konservativ kritisiert. Die Debatte gipfelte 1955 in einem öffentlichen Streit zwischen dem Vorstandsvorsitzenden des Künstlerbundes, dem Maler Karl Hofer, und dem Berliner Kunstkritiker Will Grohmann, der sich für eine abstrakte Moderne einsetzte. In der Folge traten prominente Mitglieder wie Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter aus dem Verband aus.
Trotz aller Unstimmigkeiten und politischen Herausforderungen etablierte sich der Deutschen Künstlerbund als wichtigster Repräsentant der deutschen Künstlerschaft, für deren Belange er sich bis heute einsetzt.
DAS BERLINER ZIMMER
Das Berliner Zimmer ist ein langzeitlich angelegtes Videoarchiv mit der Idee, Berliner Stadtgeschichte einzusammeln und zurück in die Gesellschaft zu spiegeln. Zu Wort kommen Menschen, die in der Stadt leben und ihren Alltag, ihre Erinnerungen und Erfahrungen teilen. Das Archiv wurde 2018 von der Künstlerin Sonya Schönberger in Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin ins Leben gerufen mit einer Laufzeit von hundert Jahren. Für die Ausstellung im Kunsthaus Dahlem hat die Künstlerin das Archiv um drei Interviews erweitert. Zu Wort kommen Mitglieder des Künstlerbundes – Else Gabriel (* 1962), Ursula Sax (* 1935) und Frank Michael Zeidler (* 1952) –, die über ihr Leben und Werk, aber auch über ihr Engagement im Künstlerbund berichten. Alle bisher geführten Interviews sind einsehbar unter: berliner-zimmer.net
Zur Ausstellung erscheint eine zweisprachige Broschüre (deutsch/englisch):
Bilder und Zeiten. 75 Jahre Deutscher Künstlerbund
hg. v. Kunsthaus Dahlem, mit Beiträgen von Philine Pahnke und Dorothea Schöne Berlin 2024, 80 Seiten, ISBN 978–3–9824685–4–9
Eröffnung:
24. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
Käuzchensteig 8–12
14195 Berlin