Mit „In Her Kitchen“ begibt sich der italienische Fotograf und World Press Photo-Gewinner Gabriele Galimberti auf eine fotografisch-kulinarische Reise durch die Küchen dieser Welt. Rund um den Globus nahm er Großmütter in ihren heimischen Küchen und mit ihrem Lieblingsgericht auf. Seine insgesamt 58 Porträts dokumentieren die universelle Sprache von Essen, Familie und Gastfreundschaft. Sie sind vom 10. November 2024 bis 6. Juli 2025 in ZEPHYR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen zu sehen.

Gabriele Galimberti ist im Auftrag renommierter Magazine weltweit unterwegs. Die Bilder für „In Her Kitchen“ entstanden 2011/2012 während einer 18-monatigen Reportagereise über das Couchsurfing. Wo immer Gabriele Galimberti nächtigte, bat er seine Gastgeberinnen und Gastgeber darum, die eigene oder bekannte Großmütter treffen, mit ihnen kochen und essen zu dürfen. Als neugieriger und hungriger „Enkel für einen Tag“ erfuhr er nicht nur viel über deren Lebensgeschichten, ihr Selbstverständnis als Großmütter und ihre Leidenschaft für das Kochen. Vielmehr wurde jede dieser Begegnungen zu einer ganz individuellen Annäherung an die mitunter exotischen Zutaten und traditionellen Zubereitungstechniken der jeweiligen Landesküche und offenbarte intime Einblicke in den hohen Stellenwert, den das Kochen als Ausdruck von kultureller Identität und Liebe haben kann – ganz gleich in welchem Land der Erde man sich zum Essen niedersetzt. Großmütterrezepte sind weit mehr als bloße Anleitungen zum Kochen. Sie sind Zeitkapseln, die die kulinarischen Traditionen von Familien bewahren und deren Geschmack mit dem ersten Bissen Geborgenheit vermittelt. Diese Wärme strahlen auch die gezeigten Fotografien aus. Die Porträtierten heißen die Betrachtenden in ihrem Zuhause und an ihrem Tisch willkommen.

Wie der Titel „In Her Kitchen“ bereits vermuten lässt, hat Gabriele Galimberti ausschließlich Großmütter fotografiert. Kochende Großväter sind in der Ausstellung nicht vertreten. Dieses einseitige Geschlechterverhältnis ist das Resultat einer privaten Begebenheit und im besten Sinne subjektiv. Als der Fotograf seine Großmutter in seine Reisepläne einweiht, überrascht ihn deren Reaktion. Ihre Ängste gelten weniger möglichen Gefahren, sondern vielmehr treibt sie die Sorge um, was ihr Enkel essen und wer für ihn kochen wird. Um ihr zu beweisen, dass die Welt voller Großmütter ist, die gut zu kochen wissen und dies mit Liebe für ihre Familien tun, entstand dieses Projekt.

Abseits aller kulinarischen Aspekte erzählt „In Her Kitchen“ auf der sozialen Ebene auch vom globalen Wandel, denn es macht einen essentiellen Unterschied, wenn auf der einen Seite der Erdkugel die 65-jährige Normita Sambu Arap in einem Maasai Dorf im Südwesten Kenias über offenem Feuer Ziegenfleisch mit Maispolenta kocht und auf der anderen in Utah die 50-Jährige Melanie Hill aus überwiegend hochverarbeiteten Fertigprodukten ein Toffee-Triffle verrührt. Das Urbild der kochenden Großmutter ist universell. Die Realität hinsichtlich gesellschaftlicher Entwicklungen und der Gleichstellung im globalen Ernährungssystem ist es dagegen nicht.

Die Fotografien zu „In Her Kitchen“ folgen stilistisch Galimbertis eigenwilligem Bildkonzept aus Porträts und akkurat arrangierten Objekten. Dabei steht der Mensch stets im Mittelpunkt, sodass seine Aufnahmen trotz aller formalistischen Strenge auf einfühlsame Weise das diverse Spektrum menschlichen Alltags aufzeigen. Wie bei einem Diptychon ergänzen sich jeweils zwei Aufnahmen zu einem Bildpaar: Während die linke Aufnahme stets die Großmutter in ihrer heimischen Küche oder ihrem Esszimmer und mit den vor ihr exakt arrangierten Zutaten zeigt, setzt die rechte Aufnahme das fertig zubereitete Gericht als Nahaufnahme in Szene. Ergänzt wird jedes Bildpaar durch ein kurzes Statement der Großmutter, das Einblick in ihre Biografie, ihre ganz persönliche Einstellung zum Kochen oder auch zu dem zubereiteten Gericht gibt.

Die Schau „In Her Kitchen“ findet begleitend zur großen Sonderausstellung „Essen und Trinken – Reisen durch Körper und Zeit“ in den Reiss-Engelhorn-Museen statt. Ein Katalog mit allen Fotografien und auch den dazugehörigen Rezepten ist im Nünnerich-Asmus Verlag erschienen.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: rem-mannheim.de