Seit 2005 beschäftigt sich Sammy Baloji (*1978 in Lubumbashi, lebt und arbeitet in Brüssel) mit der Erinnerung und Geschichte der Demokratischen Republik Kongo, die in engem Bezug zu Vergangenheit und Gegenwart Belgiens steht. Seine Arbeit ist eine fortlaufende Untersuchung des kulturellen, architektonischen und industriellen Erbes der Region Katanga und hinterfragt die Auswirkungen der belgischen Kolonisierung. Durch dieVerwendung von Fotoarchiven manipuliert er Zeit und Raum und vergleicht koloniale Erzählungen mit dem heutigen Wirtschaftsimperialismus. Seine Videoarbeiten, Installationen und Fotoserien zeigen, wie Identitäten geformt, verändert, pervertiert und neu erfunden werden. Sein kritischer Blick auf die zeitgenössischen Gesellschaften ist eine Warnung davor, wie kulturelle Klischees fortwährend das kollektive Gedächtnis prägen und somit soziale und politische Machtspiele weiterhin das menschliche Verhalten diktieren können. Wie er kürzlich in einem Interview erklärte: „Ich interessiere mich nicht für den Kolonialismus als Nostalgie oder als eine Sache der Vergangenheit, sondern dafür, wie dieses System fortgeführt wird.“ 

Das Ausstellungsprojekt in der Kunsthalle Mainz ist zugleich Ergebnis und Fortsetzung einer Reihe von Arbeiten, die aus Sammy Balojis kontinuierlicher Forschung zu Wahrsagerei, Erinnerung und mündliche Überlieferung innerhalb der Luba-Gemeinschaften, einem Überbegriff für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, die Sprachen und kulturelle Merkmale teilen, hervorgegangen sind. Zu der Ausstellung sind u.a. in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerinstitutionen Postkoloniale Rundgänge geplant, die den Stadtraum Mainz in Bezug auf die Themen der Ausstellung befragen. 

Mit:
Sammy Baloji, Nilla Banguna, Jackson Bukasa & Dan Kayeye & Justice Kasongo, Sybil Coovi Handemagnon, Fundi Mwamba Gustave & Antje Van Wichelen, Franck Moka, Hadassa, Ngamba, Isaac Sahani Dato, Georges Senga, Julia Tröscher

Basierend auf einem Konzept von Lotte Arndt & Sammy Baloji, ko-kuratiert von Lotte Arndt, Yasmin Afschar und Marlène Harles, in Zusammenarbeit mit Picha, Lubumbashi, Framer Framed, Amsterdam und Reconnecting "Objects" (TU Berlin)