Eine Vielzahl bislang nur selten oder noch nie gezeigter Objekte aus den Sammlungen des Schloßbergmuseums lassen das Bild der Stadt und ihrer Menschen aus der Zeit um 1900 in der neuen Ausstellung Der Klang der Großstadt wieder lebendig werden. Bislang unveröffentlichte Fotografien, große Damenroben, bunte Uniformen, Interieurs bürgerlicher Salons oder proletarischer Vorstadtkneipen verweisen auf schillerndes Leben in einer modernen Metropole Chemnitz. Ein besonderes Highlight sind die Königsscheiben der Chemnitzer Schützengesellschaft, die die Besucher:innen durch die Ausstellung leiten. Farbenprächtig sind hier die stadtbildprägenden Veränderungen jener Jahrzehnte dargestellt: Oper und Kunstsammlung, Bahnhof und erste Straßenbahn, Stadtpark und Falkeplatz – die Scheiben laden zum Schauen und Entdecken ein und zeugen bis heute vom bürgerlichen Fortschrittdiskurses der Zeit.

In den Bereichen Bildung, Innovationskraft, Ingenieurwesen, Technik, Wissenschaft und Kunst nahm das Deutsche Kaiserreich international einen führenden Platz ein. Chemnitz entwickelte sich in dieser Zeit zur sächsischen Industriemetropole: Mit 100.000 Einwohnern im Jahr 1883 überschritt die Kommune die Grenze zur Großstadt formell – bis 1900 kamen jeweils im Zehn-Jahres-Schritt weitere 100.000 Einwohner dazu. Eine prächtige Großstadt entstand. Die Randbezirke wurden sowohl von dicht besiedelten Arbeiterquartieren als auch von luxuriösen Wohngebieten für die privilegierteren Schichten in Besitz genommen. Unter anderem mussten Politik, Verwaltung, Infrastruktur und Architektur mit dem starken Wachstum Schritt halten. Das Kaiserreich ist somit eine der prägendsten Epochen in der Geschichte der Stadt Chemnitz – im Positiven, was die Binnenentwicklung der Stadt über mehrere Jahrzehnte anbelangt, wie auch im Negativen, denn die Folgen der Entbehrungen, ausgelöst durch den vom Kaiserreich entfachten Ersten Weltkrieg, waren bis in jeden einzelnen Haushalt spürbar.

2021 jährte sich zum 150. Mal die Gründung des Deutschen Kaiserreichs, das von 1871 bis 1918 bestand. Die Ausstellung war ursprünglich diesem Jubiläum gewidmet, musste jedoch coronabedingt in das Jahr 2022 verlegt werden.

Die Ausstellung sowie die reichbebilderte Begleitpublikation »Der Klang der Großstadt« sind ein gemeinsames Projekt der Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum mit der Technischen Universität Chemnitz, dem Stadtarchiv. Der Katalog wurde gefördert vom Freistaat Sachsen und der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen. Er kostet 32 EUR und ist unter service.kunstsammlungen@stadt-chemnitz.de oder an der Museumskasse erhältlich.

Parallel bietet das Schloßbergmuseum bereits ab dem 16. Oktober 2022 anhand von etwa 90 originalen fotografischen Aufnahmen in der Ausstellung Metamorphose Einblicke in die Chemnitzer Stadtentwicklung zur Jahrhundertwende um 1900. Die Fotografien zeigen eindrücklich, welchen Veränderungsprozess die Industrialisierung in der Stadtentwicklung auslösten.


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch: 14:00 - 21:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag (Feiertage): 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstsammlungen-chemnitz.de

Emil Mitzschrich Das Neue Rathaus, Schu?tzenscheibe anlässlich der Rathausweihe, 1911 Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum
23.10.2022 - 16.04.2023

Der Klang der Großstadt. Chemnitz im Kaiserreich 1871 – 1918

Kunstsammlungen Chemnitz - Schloßbergmuseum

Schloßberg 12
09113 Chemnitz