Zu Franco Clivios 80. Geburtstag widmet das Museum Ulm dem international renommierten Schweizer Produkt-designers und Absolventen der ehemalige HfG Ulm eine Kabinett-Ausstellung. 

"Manifolds" nennt er seine umfangreiche Objektserie aus geometrischen Linien- und Flächengefügen mit raumgreifendem Ausdehnungspotenzial. Der Titel, als Wortspiel zwischen Mannigfaltigkeiten und manuellen Faltungen angesiedelt, spricht Bände und entlarvt Franco Clivio als einen Gestalter mit Humor und Sinn für spielerische Formerkundungen.

Nach seiner beruflichen Praxis, die im Dienste einer funktionalistischen Design-ästhetik stand, hat er sich entschieden, die Richtung zu ändern und seinem grundlegenden Interesse am "Bewegungsdesign" zu folgen. Franco Clivios verfeinerter Sinn für die Technik, Geometrie und Kinetik faltbarer Objekte spiegelt sich in jenen anmutigen Gebilden aus hauchdünnen, goldenen Metallröhrchen, die wie Fühler oder Insektenbeine leichtfüßig ihren Standort ertasten und den Raum vermessen. Sie spielen mit der Labilität und Ponderation ihrer Gewichte, berühren ihre Standflächen nur punktuell und scheinen mitunter tänzerisch zu schweben. Es sind Kunstwerke, in denen sich die gegensätzlichen Prinzipien von Plastik und Zeichnung, Statik und Dynamik, Schwere und Leichtigkeit, Dichte und Auflösung, konstruktiver Klarheit und spielerischer Freiheit verbinden. Sie fordern unsere einlassende Betrachtungs- und Berühr-ungslust. Dürfen wir diese interaktiven Kunstwerke handhaben, so entfalten sie einem linearen Origami gleich eine unerwartete Transformationskraft. Von unsichtbaren Scharnieren geführt bewegen, schieben, ziehen und nähern sich die dünnen starren Stäbchen in einer dynamischen Metamorphose aufeinander zu, aneinander an, in- und umeinander oder voneinander weg. Die physikalische Dichte und Stabilität des Metalls wird durch die Leichtigkeit der linearen Form negiert und die Plastiken selbst zum Spielball der Luft. 

Die vollflächigen "Manifolds" thematisieren das subtile Kräftespiel zwischen optischer Leichtigkeit und materieller Schwere. Franco Clivio durchbricht die technoide Strenge des starren Materials und verleiht ihm eine künstlerische Eigenästhetik, aus der eine geballte und zugleich fragile plastische Kraft zu erspüren ist.Franco Clivio wurde 1942 in Zürich geboren wo er auch heute lebt. Bekannt wurde Franco Clivio mit preisgekrönten Entwürfen u. a. für Gardena und Lamy. Franco Clivio prägte zudem den Begriff "No Name Design." Er studierte von 1963 bis 1968 an der HfG Ulm. Hier stand er Hans Gugelot nahe und freundete sich mit Tomás Maldonado, Gui Bonsiepe und Walter Zeischegg an. Mit Dieter Raffler entwickelte Franco Clivio noch während des Studiums das preisgekrönte Original Gardena System für Gartengeräte. Nach diversen Lehraufträgen in Deutschland, den USA, Finnland und Italien lehrte er von 1980 bis 2002 als Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich und der Università IUAV di Venezia. Er erhielt u.a. den Eidgenössischer Preis für Design sowie den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland.