Die Pop Art war Hans Tichas Antwort auf die Propaganda der DDR. Seine knallbunten Illustrationen mit den voluminös geformten Figuren und ihren geometrischen Gliedmaßen bebildern bis heute Gedichtbände und Kinderbücher. Die Ausstellung Hans Ticha – Druckgrafiken 1966-2017 im Museum für Druckkunst gibt einen Einblick in das druckgrafische Lebenswerk des vielfach ausgezeichneten Malers, Grafikers und Buchillustrators. Die Arbeiten laden ein, die einzigartige Künstlerpersönlichkeit Tichas zwischen spöttischem Politkommentator und brillantem Zeichner von gesellschaftlichen Typen kennenzulernen.

Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl von rund 40 Werken aus den Bereichen Holzschnitt, Serigrafie, Algrafie und Lithografie. Sie richtet das Augenmerk auf den besonderen Stellenwert der grafischen Drucktechniken in Hans Tichas künstlerischer Arbeit. Die Stärken des ausgebildeten Gebrauchsgrafikers, sein geschultes Sehen und Herausarbeiten von wesentlichen Formmerkmalen, kommen in der Druckgrafik voll zur Entfaltung. Im Neukonstruieren oder rhythmischen Wiederholen von menschlichen Körpern und Gliedmaßen, aufgerissenen Mündern, Händen und Fäusten spiegelt sich Tichas frühe Auseinandersetzung mit dem russischen Konstruktivismus, dem Bauhaus und dem Werk von Fernand Léger wider. In seiner Bildwelt versammeln sich Typen ohne individuelle Züge, die in rituellen Handlungen – Klatschen, Singen, Ballspielen, Akrobatik – erstarrt sind.

Die erstmalige Präsentation des druckgrafischen Werks von Hans Ticha im Museum für Druckkunst versteht sich als Auftakt zur Jubiläums-Ausstellung, mit der die Büchergilde Gutenberg ab Ende August ihr 100jähriges Bestehen im Museum für Druckkunst feiern wird. Hans Ticha hat zahlreiche Gedichtbände und Kinderbücher für die Büchergilde Gutenberg illustriert und gilt bis heute als ihr auflagenstärkster Illustrator. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit des Museums mit der Galerie Läkemäker und wurde ermöglicht durch die freundlichen Unterstützung der Hubertus Altgelt Stiftung.

BIOGRAFIE
Hans Ticha (*1940 in Tetschen-Bodenbach) wuchs in Leipzig-Schkeuditz auf und absolvierte zunächst ein Pädagogikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach zwei Berufsjahren als Lehrer in Lindenthal bei Leipzig wechselte er 1965 an die Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Er studierte Malerei und Gebrauchsgrafik u. a. bei Kurt Robbel, Werner Klemke, Arno Mohr und Klaus Wittkugel. Nach seinem Abschluss 1970 war er bis 1990 als freischaffender Maler und Buchillustrator in Ost-Berlin tätig. Nach der Wende zog er nach Mainz und lebt heute in Maintal bei Frankfurt a. Main.

WERK
Tichas künstlerisches Werk umfasst Gemälde, Objekte, Plakate, Druckgrafiken und Zeichnungen. Als Buchillustrator für Belletristik, aber vor allem für Kinder- und Jugendbuchliteratur arbeitete er für alle wichtigen Verlage der DDR (u. a. Mitteldeutsche Verlag, Verlag Junge Welt, Aufbau Verlag) und begann bereits vor der Wende seine Zusammenarbeit mit der Büchergilde Gutenberg, für die er bis heute als auflagenstärkster Illustrator gilt. Zuletzt erschien 2022 der von ihm illustrierte BüchergildeGedichtband O die unerhörten Möglichkeiten von Bertolt Brecht. Für seine insgesamt mehr als 100 illustrierten Bücher erhielt er mehrfach Auszeichnungen (Schönste Bücher der DDR, Stiftung Buchkunst), zuletzt den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 für sein Gesamtwerk.