Das europaweite Projekt, dass der Kunstverein in Hamburg nach drei Jahren und vielen Einzelprojekten in Hamburg zusammenführen wird, reflektiert die Entmenschlichung, die viele der Aktivitäten charakterisiert, die die Menschen im Namen der "Menschheit" seit vielen Jahren und in vielen Zivilisationen ausüben. Der Titel ist Donna Haraway's Text Ecce Homo, Aint' (Ar'n't) I a Woman, and Innapropriate/d Others entlehnt, wo sie Hortense Spillers, eine schwarze feministische Theoretikerin, zitiert, die über die Verfügbarkeit und Nichtvorhandensein jeglicher rechtlicher Subjektivität von Sklaven in Amerika spricht.

Das Projekt stellt diese fortwährende Benennung von Disponibilität und Analogie zu Verschwendung in Frage, die die Diskussionen über den posthumanen und unmenschlichen Zustand durchdringt, in dem die Flüchtlinge und Asylbewerber, die Zivilisten in den Kriegen in oder außerhalb Europas oder indigene Gemeinschaften zusammen mit vielen anderen benachteiligten Bürgern und Bewohnern weiterhin leben müssen. Künstlerische Kommissionen, die mit diesem Projekt entstanden sind und noch entstehen, sprechen über verdrängtes altes weibliches Wissen und Macht durch Wiederbelebung der lokalen städtischen Mythen und der griechischen Mythologie (das von Andreja Dugandžic, Jelena Petrovic und Lala Rašcic initiierte Projekt Europa Enterprise), über die Rolle des westlichen Rechtssystems beim Aufbau von extraktivistischen, rassistischen und neokolonialen globalen Nationalstaaten (Projekt The Empire of Law von Daniela Ortiz) und öffnen unsere Phantasie für andere Denkweisen, Bilder und Existenzen in der Welt, während sie fragen: "Was wäre, wenn wir den Menschen durch die Elemente betrachten? Würde es Auswirkungen darauf haben, wie wir (intellektuell und politisch) mit den dramatischsten globalen Problemen unserer Zeit umgehen, wie der wirtschaftlichen Enteignung und den postkolonialen Konflikten, die die so genannte "Flüchtlingskrise", den Klimawandel, die drogenbezogene Gewalt und die allgemeine Angst, um nur einige zu nennen, schüren?" (Projekt Sensing Salon von Valentina Desideri und Denise Ferreira da Silva).

In den drei Jahren des Projekts liegt der Schwerpunkt auf Länder und Gebiete innerhalb Europas, die sich am Rande des Kontinents befinden, die einen kontinuierlichen Prozess der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entkolonialisierung durchlaufen und ein nachhaltiges Denken in Bezug auf Ressourcen und Bildung evozieren. Konzeptionelle Mäanderungen um die geopolitische Vorstellung des Globalen Südens innerhalb Europas und die Dekolonisierung des Begriffs des Menschen werden eine wichtige physikalische Verbindung bilden. Das erste Forschungsseminar und die erste künstlerische Kommission startete im Kosovo, dem jüngsten Staat Europas, der 2018 sein zehnjähriges Bestehen feiert, und einem Land, das zu einer historisch und politisch sehr belasteten Region namens "dem Balkan" oder Südosteuropa gehört. Das Projekt setzt sich dann im Herzen der Europäischen Union und in einem der politisch und sozial gespaltensten Länder Westeuropas, Belgien, fort. Das letzte Forschungsseminar des Projekts und die dritte künstlerische Kommission finden im südwestlichsten Punkt Europas, Portugal, statt, das derzeit mit seiner derzeitigen sozialistischen und antirassistischen Regierung eine politische Hoffnung in Europa darstellt.

Die Ausstellung wird auf diesen drei vorherigen Projekten aufbauen und sie als Ausgangspunkt nehmen. Sie wird sich mit den Erzählungen befassen, auf denen Europa beruht, wie der griechisch-römischen Mythologie, historischen und zeitgenössischen Formen des Kolonialismus, der Trennung zwischen Natur und Kultur. Durch die zusammengeführten künstlerischen Praktiken wird sie über die Prozesse der Entmenschlichung nachdenken und die Obsoletheit des Begriffs des "Menschen" hinterfragen. Zu der Ausstellung wird eine Publikation erscheinen. Im Begleitprogramm ist ein internationales Symposium zum Thema geplant.

03.10.2020 - 17.01.2021

Not Fully Human, Not Human At All

Kunstverein in Hamburg

Klosterwall 23
20095 Hamburg