Zur Geschichte eines geschichtslosen Gebiets genannt Parkstadt Schwabing

Die Arbeiten von Arne Schmitt sind geprägt von einem puristischen und inhaltsbezogenen, konzeptuellen wie dokumentarischen Einsatz der Medien Fotografie, Video und Text. Dabei stehen die politischen, sozialen und historischen Implikationen von Architektur und Städtebau im Zentrum der Auseinandersetzung. In den letzten Jahren hat der in Köln lebende Künstler Ausstellungen in namhaften Institutionen sowie eine Reihe hochwertiger Bücher vorgelegt, die von einer stetigen und konsequenten künstlerischen Produktion zeugen.

Speziell für die Ausstellung im Kunstraum hat Arne Schmitt eine neue Arbeit in München entwickelt, die sich mit der "Parkstadt Schwabing" beschäftigt: ein etwa 40 ha großes ehemaliges Industrieareal in relativ zentraler Lage Münchens, das seit Anfang der 2000er Jahre zu einem hochpreisigen Wohn- und Büroviertel umgebaut wurde und heute weitgehend fertiggestellt ist. Mit der Studie dieses Gebietes schließt er an mehrere Projekte an, die sich mit neoliberaler Architektur und Stadtplanung auseinandersetzen und deren Zustandekommen zwischen privaten Unternehmer*innen und Investor*innen und der öffentlichen Hand beleuchten.

Schmitt stieß auf das Thema der Parkstadt in der jüngeren Fotogeschichte: der Fotograf Joachim Brohm hatte mit seinem Langzeitprojekt "Areal" (1992-2002) einen modernen Klassiker der künstlerisch-dokumentarischen Fotografie vorgelegt, der sich in Hunderten von Bildern ausschließlich auf den Umbauprozess des Gebietes konzentrierte.

Schmitt widmet sich in seiner Arbeit nun den Vorbedingungen dieses Umbaus: sowohl den politischen Kontexten zwischen Bauentwickler*innen, Investor*innen und Politikspitzen – als auch der wechselvollen Vorgeschichte jenes städtischen Gebiets, auf dem die Parkstadt entstand. Beides zusammen bildet den Prolog zu einer eigenen fotografischen Arbeit, die als zeichenhaftes Portrait des Stadtviertels zu lesen ist: Wie kleidet sich das Großkapital modern ein, in einer Traditionsstadt wie München, gleich in Nachbarschaft des angesagten Schwabings?

Arne Schmitt hat Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig sowie an der Hogeschool Sint Lukas in Brüssel studiert. Zu Schmitts wichtigsten Veröffentlichungen gehört das vieldiskutierte Buch "Wenn Gesinnung Form wird" (2012), eine fotografische Essaysammlung zur bundesdeutschen Nachkriegsarchitektur.

Kürzlich erschien sein letztes Buch "Basalt" (2018), ebenso bei Spector Books.

2019 lief sein Film "Stadt-Gegenstadt" im deutschen Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen. 2018 gewann er den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen.
Arne Schmitt lebt und arbeitet in Köln.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung sowie Finbridge GmbH & Co KG.

31.10. - 08.12.2019

Arne Schmitt: Zeichen der Zeit

Kunstraum München

Holzstr. 10, Rgb.
80469 München