From above, an island ist die erste Einzelausstellung des tasmanischen Künstlers James Newitt in Deutschland. Seine großen Installationen bestehen aus Videos, Fotografien, Texten und skulpturalen Eingriffen in den Raum.

In seiner Arbeit schreibt Newitt vorgefundene Materialien um, zum Beispiel private Briefwechsel und Fernsehbeiträge, sodass diese Dokumente zu einer Form von Fiktion werden. Diese Geschichten werden dann in raumgreifende Film-Installationen integriert.

In der großen Halle des Edith-Russ-Hauses steht die Drei-Kanal Videoinstallation HAVEN. Diese eigens für die Ausstellung geschaffene Arbeit ist die poetische Neufassung einer bizarren Geschichte. Sie handelt von einer kleinen inoffiziellen Mikronation in der Nordsee, die in den 1960er Jahren von einer britischen Familie in einem verlassenen Wehrturm aus dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Ursprünglich als Standort für einen Piratensender gedacht, sollte der Turm später als Datenhafen für ein freies Internet dienen. HAVEN untersucht den Turm als einen widersprüchlichen Ort: Einerseits steht er für radikale Freiheit und Autonomie, andererseits ist er unzugänglich, den Elementen ausgesetzt und wird von einem geschlossenen, isolierten Familienverbund kontrolliert.

Die Installation Delay ist von einer weiteren Insel-Geschichte inspiriert. 1971 reiste die 17-jährige Jane Cooper von Melbourne nach Hobart und bat einen lokalen Fischer, sie zu einer abgelegenen, unbewohnten Insel vor der Südküste Tasmaniens zu bringen. Jane wollte den Rest ihres Lebens in vollkommener Abgeschiedenheit verbringen. Delay beruht auf Anekdoten und erzählten Geschichten, auf Medienberichten, Prozessakten und einer Sammlung privater Briefe, die Jane aus aller Welt erhielt und die ihre Isolation in absurder Weise romantisierten.

Newitt, der selbst von einer Insel stammt, ist fasziniert von dem Motiv der „Eroberung“ einer verlassenen Insel; einen Akt, den er als Rückzug von der Gesellschaft, als isolierende Falle und Wunschphantasie in der Tradition des Kolonialismus betrachtet.

From above, an island bietet einen umfassenden Überblick über Newitts Arbeiten des letzten Jahrzehnts. Die Ausstellung feiert kleine Geschichten und Persönlichkeiten am Rande des Weltgeschehens; sie konzentriert sich auf Gesten der Verweigerung, des Widerstands und des Rückzugs. 

Die Ausstellung wurde kuratiert von Edit Molnár und Marcel Schwierin

Gefördert durch: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stiftung Niedersachsen, Stiftung Kunstfonds (und der Initiative Neustart Kultur), Oldenburgische Landschaft.

Heaven, Filmstill, 2023 © James Newitt
20.04. - 11.06.2023

James Newitt: From above, an island

Edith-Russ-Haus

Katharinenstr. 23
26121 Oldenburg