San Francisco in den 90er Jahren war eine entscheidende, wegweisende Zeit und ich hatte das Glück, ein Teil davon zu sein. Ich fand Schönheit, Anmut und Tapferkeit in der queeren Subkultur, die sich eine eigene Identität abseits der Mainstream-Gesellschaft schuf. Meine Fotografien dokumentieren den einzigartigen Puls der Stadt während dieser Zeit und halten fest, wie wir das Anderssein in derSicherheit unserer Gemeinschaft feierten.
Chloe Sherman, 2023

In den 1990er Jahren war San Francisco die Hochburg des queeren Lebens der westlich geprägten Welt. Junge queere Menschen, Künstler*innen und Freigeister strömten in die Stadt, um mit Kunst, Stil, Geschlecht und Identität zu experimentieren, um frei zu sein und ihr Leben unabhängig von der Mainstream-Gesellschaft zu gestalten. Eine stilprägende Subkultur entstand: Erschwingliche Mieten ebneten den Weg für Bars, Clubs, Tattoo-Läden, Kunstgalerien, Cafés, Buchläden und von Frauen geführte Unternehmen. Eine neue Welle des Feminismus ermöglichte das Ausloten von Geschlechteridentitäten und die Butch/Femme-Kultur erreichte einen Höhepunkt. 

Auch die junge Fotografin Chloe Sherman genoss das Leben in der für ihre Offenheit berühmten Westküstenmetropole. Als Kunststudentin begann sie die lesbische und queere Szene San Franciscos zu fotografieren. Inspiriert von Del LaGrace Volcanos Fotografien der Londoner Lesbenszene, hielt Sherman ihre eigene Welt der Femmes, Butches, Punks und Studs fest und füllte einen ganzen Wandschrank mit 35-mm-Negativen. Mit dem differenzierten Blick einer Insiderin dokumentierte sie eine sich entwickelnde Gemeinschaft, die sich entschlossen gegen die vorherrschenden kulturellen Normen auflehnte und ihre ganz eigenen Regeln für den Umgang mit gängigen Geschlechterzuschreibungen und dem gesellschaftlichen Zusammenleben entwickelte. 

30 Jahre lagerten die Fotografien jener Zeit vergessen im Archiv der Fotografin. RENEGADES. San Francisco: Queer Life in the 1990s präsentiert die herausragenden und historisch bedeutenden Aufnahmen nun erstmalig einem Publikum außerhalb der USA. Chloe Shermans Ausstellung fängt den rebellischen Geist jener Zeit ein und porträtiert offen eine zukunftsweisende Ära.

Chloe Sherman (*1969, New York) kam 1991 nach San Francisco, um am San Francisco Art Institute Fine Art-Fotografie zu studieren. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und in Zeitschriften wie Rolling Stone und Interview veröffentlicht.


Eröffnung: Donnerstag, 29. Juni 2023, 19:00 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin.

Dusty und Mary, 1998 © Chloe Sherman
30.06. - 03.09.2023

Chloe Sherman: RENEGADES. San Francisco: Queer Life in the 1990s

f3 – freiraum für fotografie

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